Sie werden alle fallen

recherchegruppe aufstand 

Fünf Jahre lang haben wir als ‘recherchegruppe aufstand’ das begleitet, was mit dem sogenannten “arabischen Frühling” begann, eine unzutreffende Bezeichnung, weil sich die Aufstände, die im Dezember 2010 von Tunesien ausgingen, durch den gesamten Maghreb, die “arabische Welt”, den Iran und weite Teile Afrikas fraßen, zahlreiche Ethnien, Glaubensgemeinschaften, Communities umfassten. 

Besonders der syrische Aufstand hat unsere Herzen bewegt, gegen das vorherrschende Narrativ, dass das syrische Regime im Gegensatz zu den Tyrannen der anderen Länder fest im Sattel sitze, nach dem Massaker in Hama, bei dem das syrische Militär 1982 über 20.000 Menschen abschlachtete, es keine Opposition im Land gäbe, die in der Lage wäre, breite Proteste zu organisieren, gingen im ganzen Land spontan Hunderttausende auf die Straße. Trotz einer unvorstellbaren Repression, dem systematischen Einsatz von Schusswaffen gegen die unbewaffneten Demonstranten, der zum Tod von hunderten von Menschen führte, gaben die Menschen in Syrien nicht auf. Von den großen Städten bis in die Dörfer bildeten sich lokale Koordinierungskomitees, revolutionäre Jugendgruppen, an vorderster Front in diesem asymmetrischen Konflikt standen immer wieder die syrischen Frauen. Trotz dieser Rätestrukturen, der starken Präsenz von Frauen im Widerstand, der anfänglichen Bedeutungslosigkeit islamistischer Gruppierungen, wurde der syrische  Aufstand von großen Teilen der metropolitaren Linken ignoriert oder aus “geopolitischen Lagerdenken” (Der “Frontstaat Syrien” gegen Israel, die Anbindung Syriens an Russland, etc.) diffamiert.

Erst mit der Einsicht, dass alle weiteren unbewaffneten Proteste auch zukünftig einfach zusammengeschossen werden würden, bildeten sich erste bewaffnete Zellen aus lokalen Strukturen und Deserteuren aus der syrischen Armee aus denen später die “Freie Syrische Armee” (FSA) hervorging, die im Übrigen wenig bis nicht mit den Einheiten zu tun haben, die heute unter der Bezeichnung FSA in Syrien operieren. Erst im Zuge der Zuspitzung der bewaffneten Konfrontation mit dem Regime tauchten die bewaffneten islamistischen Kräfte auf, die von verschiedene Staaten mit umfangreichen Ressourcen in Form von Waffen, Geld und Logistik versorgt wurden, und über die Jahre letztendlich die dominierende Gegenmacht zum Assad Regime wurde. Viele der Aktivist*innen der Anfangsjahre des syrischen Aufstandes sind getötet oder verhaftet worden, gingen ins Exil oder haben sich zurückgezogen, weil sie sich weder dem Regime noch den islamistischen Kräften unterwerfen wollten. Trotz des jahrelangen Bürgerkrieges, der eine halbe Million Opfer forderte und ein Drittel der Bewohner Syriens zu Flüchtlingen machte, und der vom Regime nur mit der massiven Unterstützung Russlands, des Iran und der Hisbollah scheinbar erfolgreich gestaltet werden konnte, existieren viele Netzwerke der ursprünglichen Revolte bis heute, haben wir in anderer Rolle und unter anderem Namen immer wieder diesen Stimmen Gehör verschafft, indem wir ihre Texte übersetzt und im deutschsprachigen Raum verbreitet haben. 

Nun, da scheinbar, von wenigen Stimmen und lokalen Aktionen abgesehen, die Situation in Syrien völlig hoffnungslos schien, das Schicksal Syriens nur noch die Verhandlungsmasse der diversen lokalen und geopolitischen Akteure (Türkei, Iran, Golfstaaten, Russland, USA) zu sein drohte, erreichten die Verwerfungen, die das Beben des 7. Oktober auslöste, auch das syrische Dilemma. Die Entscheidung der Hamas (mit Billigung des Iran und der Hisbollah), “das Schachbrett umzustürzen” (Siehe ‘Rochaden in Nahost’ https://kontrapolis.info/13996/), führte zur Ausschaltung der Führungsebene der Hisbollah, einer bedeutenden Reduktion ihrer militärischen Potenz, sowie zu dem Erkenntnisgewinn der iranischen Führung, dass sie dem Konflikt mit Israel nicht wirklich gewachsen war. In dieser Situation erfolgte die Offensive der von der HTS angeführten Militärkoalition von der syrischen Region Idlib aus gegen das syrische Regime, die wohl nicht ansatzweise die Kühnheit der Möglichkeit enthielt, innerhalb von wenigen Tagen bis nach Damaskus vorstoßen zu können. Selbst die Einnahme von Aleppo dürfte die Erwartungen der Militärkoalition übertroffen haben. Während Erdogan sein Interesse an dieser Offensive die Schwächung der kurdischen Kräfte in Nordsyrien gewesen sein dürfte, weshalb die von ihm völlig abhängige “Syrische Nationale Armee” sofort an verschiedenen Stellen die direkte Konfrontation mit den kurdischen Kräften suchte, scheint die HTS trotz der engen Beziehungen zu Erdogan eine eigene Agenda zu verfolgen. So kam es im Falle von Aleppo zu Verhandlungen mit den kurdischen Streitkräften, die als Schutzmacht für die kurdischen Viertel akzeptiert wurden. Auch generierte sich die HTA im Zuge ihres Vormarsches als “geläuterte” islamistische Kraft, die die Rechte der diversen Ethnien und Glaubensgemeinschaften “garantiere”. Wie viel Kreide der Wolf HTS nun wirklich gefressen hat, werden die kommenden Zeiten nach dem Fall des Assad Regime zeigen. 

Im Kern ist der Sturz Assads nicht vorrangig die Folge der militärischen Leistungen der von der HTS angeführten Militärkoalition, sondern das Zusammenspiel verschiedener Faktoren. 

Zum einen natürlich das taktische Momentum mit der Schwächung des Achse Iran/Hisbollah infolge der Konfrontationen mit Israel nach dem 7. Oktober sowie die Schwächung der syrischen Garantiemacht Russland, das mittlerweile im Ukraine Krieg nordkoreanische Einheiten sowie Söldnern der jemenitischen Huthis (sic!) einsetzen muss, weil weitere Mobilmachungen in Russland selbst die Stimmung in der Bevölkerung zum Kippen bringen könnte. (Wobei sich die Ukraine wohl an Russland revanchierte, indem es die Sondereinheiten der HTS am Einsatz von Kampfdrohnen schulte.) 

Zweitens die völlige Implosion der Militärmacht Syrien, die einst auf Augenhöhe mit Israel operierte. Umfasste die Truppenstärke vor dem Aufstand im Frühjahr 2011 noch um die 300.000 Mann, so wurde sie im Jahr 2023 auf um die 100.000 geschätzt, zu denen aber noch zahlreiche paramilitärische Einheiten dazu addiert werden müssen. Wobei es diverse Berichte über die völlig unzureichende Kampfbereitschaft diverser Einheiten gibt. Mangel an Waffen und Munition, ausbleibender Sold, weit verbreitete Korruption unter den Offizieren, teilweise bekommen die einfachen Soldaten nicht einmal genug Lebensmittel zur Verfügung gestellt, sondern werden von Familienangehörigen und Einheimischen an den Stationierungsorten “ernährt”. Außerdem, und nicht zu unterschätzen, die Demoralisierung durch 13 Jahre Bürgerkrieg gegen die eigene Bevölkerung. Im Ergebnis gab es beim Vormarsch der von der HTS angeführten Militärkoalition nur an wenigen Orten ernstzunehmenden militärischen Widerstand, aus den meisten Orten zogen sich die syrischen Regierungseinheiten kampflos zurück, die wenigen noch in Syrien stationierten russischen Bomber waren zwar in der Lage, in Aleppo Krankenhäuser anzugreifen, aber trotz zweimaliger Anflüge nicht mal in der Lage eine strategisch bedeutsame Brücke auf der Straßenachse Hama – Damaskus zu zerstören. Am Ende blieb der militärischen Führung nur die kampflose Übergabe von Damaskus an die Rebellen, niemand, nicht einmal die militärische Führung, schien noch gewillt, für Assad zu kämpfen und zu fallen. 

Drittens, und das muss an dieser Stelle unbedingt und vorrangig benannt werden, haben die islamistischen Rebellen, so bitter dies auch auf den ersten Blick sein mag, am Ende die syrische Revolution, ihre enormen Mobilisierungen und Opfer, einfach beerbt. Die Assad-Dynastie fiel, weil sie keinen wirklichen Rückhalt mehr hatte, weder in der Bevölkerung noch im Militär. Am Ende haben so ziemlich alle zu den Waffen gegriffen, viele Orte haben sich selbst befreit, selbst viele drusische Ortschaften haben sich bewaffnet erhoben und die oppositionellen Einheiten wurden selbst in den alawitischen Siedlungsgebieten teilweise mit Jubel empfangen.

Der heutige Tag, der Tag des Sturzes des Assad Regimes, gehört der syrischen Revolution, es ist ein Tag der Freude und deshalb sind überall die Menschenmassen auf den Straßen, in Syrien und im Exil. Hunderttausend Menschen sind seit 2011 verschwunden und inhaftiert worden, viele von ihnen werden dieser Tage aus den Foltergefängnissen befreit. Es ist ein Tag der Freude. Das sagen und schreiben auch die syrischen Gefährt*innen. Niemand weiß, was nun kommen wird. Aber niemand wusste auch vor 2 Wochen, was passieren wird. Die HTS und ihre Verbündeten sind nicht ansatzweise in der Lage, das gesamte syrische Territorium zu kontrollieren. Die kurdischen Kräfte sind ein bedeutender Machtfaktor und genießen weiterhin die Unterstützung der USA, das haben die letzten Tage gezeigt. Nun beginnt ein mühsamer Prozess der Austarierung der neuen Kräfteverhältnisse. Die zahlreichen lokalen und geopolitischen Akteure werden hinter den Kulissen ihre Einflüsse und Ansprüche geltend machen. Aber die Geschichte ist immer “unwritten”. Die syrische Gesellschaft kann auf die aufständischen Erfahrungen der Jahre 2011 ff zurückgreifen, der Terror der letzten Jahrzehnte sitzt allen noch in den Knochen, es scheint fraglich, ob ein neues repressives islamistisches Regime so einfach durchzusetzen sein wird, das dürfte auch der HTS und ihren Verbündeten klar sein. So oder so, “wir haben keine Angst vor den Ruinen”. Auf den Straßen schreiben wir Geschichte. Heute auf den Straßen von Damaskus, Hama, Homs und Daraa, der Wiege der Revolution. Und wenn uns der Wind der Geschichte gewogen ist, darüber hinaus. Es ist auf jeden Fall das Wagnis wert. 

recherchegruppe aufstand 

(aus dem Off), 8. Dezember 2024

P.S. Leider ist mit dem Verschwinden von Blogsport auch unser Archiv verschwunden. Ein Teil unserer Artikel findet sich aber noch im linksunten Archiv unter https://linksunten.archive.indymedia.org/user/1064/blog/index.html

Dieser Text wurde Bonustracks zugesandt.

In Syrien wie anderswo: Nieder mit den Tyrannen!

Revolutionäre Jüdinnen und Juden (Frankreich) 

Es ist schwierig, die Kette von Ereignissen, die zum Sturz des verbrecherischen Regimes von Baschar al-Assad geführt haben, zu verstehen und zusammenzufassen. Tatsächlich waren die 13 Jahre Bürgerkrieg, die auf den Volksaufstand von 2011 und dessen blutige Niederschlagung folgten, Anlass für zahlreiche Interventionen von außen (seitens des Iran, Russlands, der Türkei, Israels, der USA, Frankreichs usw.); in dieser Zeit haben sich die Gruppen, die gegen das Regime opponierten, vervielfacht, gespalten und neu zusammengesetzt. 

So wird die Koalition, die das Regime gerade zu Fall gebracht hat, von Dschihadisten angeführt, umfasst aber auch von der Türkei unterstützte Milizen sowie lokale bewaffnete Gruppen. Sie profitierte von der Schwächung der Hisbollah durch israelische Bombardements sowie von der Bindung der russischen Armee in der Ukraine. Derzeit behauptet sie, sie wolle weder Minderheiten angreifen noch ihr eigenes politisches Projekt durchsetzen, doch angesichts der Übergriffe, die ihre wichtigsten Gruppen in der Vergangenheit begangen haben, ist es keineswegs sicher, dass dies so bleiben wird. Auch ihre Beziehung zu den kurdischen Kräften gibt Anlass zu großer Sorge. Auf jeden Fall ist es unwahrscheinlich (aber nicht unmöglich), dass ihr Sieg zu einem fortschrittlichen oder demokratischen Regime führen wird. Dies wird vor allem von der Mobilisierung der sozialen Kräfte und der Konsolidierung eines starken progressiven Pols in Syrien abhängen. 

Eines ist jedoch seit Jahren klar: Wie sein Vater gehört auch Baschar al-Assad neben Putin, Netanjahu und Hemeti (Warlord im Sudan, d.Ü.) zu den größten Verbrechern gegen die Menschlichkeit in diesem Jahrhundert. Wie diese gehört er vor ein internationales Gericht. Zusammen mit seinen Verbündeten Russland, Iran und der Hisbollah ist er direkt für die Ermordung von Hunderttausenden Menschen verantwortlich. Er hat ganze Städte mit Fassbomben dem Erdboden gleichgemacht, Krankenhäuser bombardiert und Tausende von Oppositionellen in seinen Schlachthausgefängnissen hinrichten lassen. Er förderte die Entstehung dschihadistischer Kräfte, die selbst für zahlreiche Übergriffe verantwortlich sind, um sich als letzte Zuflucht für Minderheiten zu präsentieren und die internationale Unterstützung für den Aufstand zu schwächen. 13 Millionen Syrerinnen und Syrer wurden durch seine Verbrechen vertrieben.

Trotz all seiner Untaten hatte der Tyrann in Frankreich eine Reihe von politischen und medialen Multiplikatoren. Diese sind vor allem in der rechten und rechtsextremen Szene zu finden (wie Jean Lassalle, Thierry Mariani oder Frédéric Châtillon), aber auch in Teilen der Linken (wie Jean-Luc Mélenchon oder Youssef Boussoumah). Ihre Motive: Lagerdenken, Verschwörungstheorien, die Anziehungskraft autoritärer Regime sowie Korruption. Abgesehen von der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat und einer gewissen Unterstützung für das Projekt in Rojava hat die Solidarität mit den Völkern Syriens nicht so viele Menschen mobilisiert, wie sie es hätte tun sollen. Wir müssen die Lehren daraus ziehen, wenn wir eine wirklich internationalistische Linke wieder aufbauen wollen.

Wir freuen uns über den Sturz von Baschar al-Assad und die damit verbundenen Folgen, insbesondere für die politischen Gefangenen, die heute freigelassen wurden, aber die Völker Syriens haben noch einen langen Weg vor sich, um von Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit profitieren zu können. Dieser kann nur gedeihen, wenn eine wirklich demokratische Alternative aufgebaut wird, die die Völker und Minderheiten respektiert und frei von jeglichem imperialistischen Einfluss ist. 

Veröffentlicht am 8. Dezember 2024 auf dem Blog von Juives et Juifs Révolutionnaires, ins Deutsche übersetzt von Bonustracks. 

Between a Rock and a Hard Place – Stimmen von der syrischen Küste

Azzam al-Youssef

Operation „Abschreckung der Aggression“: Stimmen von der syrischen Küste

„Was ist mit deinem Bruder passiert? Hat dein Mann geantwortet? Hast du mit deinem Sohn gesprochen?“

Diese Fragen hallen in den Gebieten unter der Kontrolle des syrischen Regimes nach Beginn der Operation „Abschreckung der Aggression“, die vor einigen Tagen von regierungsfeindlichen Gruppierungen gestartet wurde. Maan, ein 23-jähriger Student der Tishreen-Universität in Latakia, sagte gegenüber Al-Jumhuriya: „Krieg… Man kann kein Café, keinen Laden oder kein Geschäft betreten, ohne Nachrichten über den Krieg zu hören. Die Menschen kleben an ihren Geräten, warten auf Neuigkeiten oder rufen an, um nach ihren Familien zu fragen.“

Spannung und Aufregung haben die syrische Küste erfasst, wobei die Angst in den konfliktnahen Gebieten zunimmt – insbesondere in der Nähe der nordwestlichen Provinz Hama, wo zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels heftige Kämpfe im Gange sind. Der sogenannte „Evakuierungsmarkt“ ist chaotisch geworden, da Autobesitzer und Transportunternehmen exorbitante Preise für die Evakuierung von Familien verlangen, die verzweifelt der Kriegshölle in Aleppo und anderen Konfliktgebieten entkommen wollen.

Obwohl sie sich in einiger Entfernung von den Frontlinien befindet, wächst die Frustration der überwiegend regimetreuen Bevölkerung an der syrischen Küste. Die Schuld wird hin und her geschoben, sei es auf „ fahrlässige Verbündete “ oder auf die militärische Führung, die es versäumt, die Soldaten mit grundlegenden Dingen wie Nahrung und Kleidung zu versorgen. Die Korruption unter den Offizieren, die Wehrpflichtige ausnutzen, um sich finanziell zu bereichern, und sich auf veraltete Waffen verlassen, schürt die Unzufriedenheit nur noch. Selbst überzeugte Anhänger des Regimes spüren eine Veränderung gegenüber 2012, als diejenigen, die vor den Kämpfen gegen die Opposition flohen, verunglimpft wurden: Jetzt herrscht mehr Mitgefühl. Nisreen, eine Medizinstudentin an der Tishreen-Universität, erklärt: „Sie haben gesehen, wie ihre Kameraden in den vergangenen Kämpfen gefallen sind, wie ihre Opfer sinnlos geworden sind und ihre Familien ohne Unterstützung zurückgelassen haben.“

Dieser Bericht beleuchtet eine Reihe von Gesprächen und Äußerungen von der syrischen Küste, darunter Unterstützung für das Regime, Kritik an seinen Maßnahmen, Kritik an seinen Versäumnissen und Befürchtungen über den Vormarsch der Oppositionsparteien. Außerdem dokumentiert der Bericht Zeugenaussagen über die jüngsten Vorfälle in Nordsyrien. Diese Berichte lassen sich zwar nur schwer von unabhängiger Seite verifizieren, ihre Verbreitung an der Küste verrät jedoch viel über die vorherrschende Atmosphäre.

Alle persönlichen Namen in diesem Bericht wurden geändert, um die Identität der Personen zu schützen.

Der „Evakuierungsmarkt“

„Ich bin Sunnitin, aber in meiner Familie gibt es viele Armeeoffiziere“, sagt Buthaina, 33, “also flohen wir aus unserem Haus in Hamdaniya in den Stadtteil Furqan, nachdem wir erfahren hatten, dass das Dorf Orem al-Sughra in die Hände von Kämpfern gefallen war. Als diese weiter vorrückten, beschlossen wir, nach Latakia zu fliehen.“

Im Gegensatz zu Buthaina, die ein Auto besaß, mit dem sie fliehen konnte, war Ola, eine 38-jährige syrische Christin aus dem Aleppoer Stadtteil Suleymaniye, zusätzlich zu den ohnehin schon schlimmen Umständen auch noch von Ausbeutung betroffen. Sie sagte gegenüber Al-Jumhuriya: „Wir haben die Stadt voller Angst verlassen. Der Fahrer weigerte sich, uns mitzunehmen, bis wir ihm 11 Millionen syrische Pfund bezahlt hatten. Mein Mann und ich waren gezwungen, das Geld zu zahlen, weil wir ein Baby haben, das noch nicht einmal ein Jahr alt ist.“ Auf die Frage, ob die Gebühr eine Bestechung an irgendwelchen Kontrollpunkten einschloss, sagte sie nein: „Der Fahrer behauptete, die hohen Kosten seien entstanden, weil er sein Leben und die Sicherheit des Fahrzeugs riskierte!“

Ich habe zwei Familien kontaktiert, die ein ähnliches Szenario durchgemacht haben. Sie bestätigten, dass sie 1000 Dollar (15 Millionen syrische Pfund) für eine Busfahrt von Aleppo nach Latakia bzw. Damaskus bezahlt hatten.

Ali, ein Universitätsprofessor aus Tartus, äußerte seine Frustration darüber, dass die Unterstützung für die Bewohner der Küstenregion und die Studenten in Aleppo im Vergleich zu anderen Gouvernements begrenzt ist. „Volksinitiativen in Sweida, Raqqa und bei syrischen Stämmen stellten kostenlose Busse für die Evakuierung von Menschen aus Aleppo zur Verfügung, aber die Küstenbewohner blieben zurück. Alawiten und Christen waren besonders betroffen von Ausbeutung.“

Basma, eine Frau aus der Provinz Latakia, die mit einem Ingenieuroffizier der Militärakademie in Aleppo verheiratet ist, berichtete von ihrem Leidensweg: „Mein Mann zog sich ohne Vorwarnung mit einem Militärkonvoi zurück, so dass er weder mich noch seine Mutter mitnehmen konnte. Wir suchten Zuflucht im Haus einer Bekannten in Hamdaniya, einer Frau aus Idlib. Sie gab uns schwarze Tücher, die wir als Tarnung benutzen konnten. Wir beschlossen, zu unserem Haus zurückzukehren, um einige Habseligkeiten zu holen und dann aus Aleppo zu fliehen.“

Sie fuhr fort: „Bewaffnete Männer hielten uns auf der Straße an und fragten: ‘Wo wollt ihr hin? Wisst ihr nicht, dass das verboten ist?’ Wir sagten ihnen, dass wir unser Haus verlassen hätten und dorthin zurückkehren würden. Sie ließen uns passieren, und wir setzten unseren Weg fort. „Am Eingang zu unserem Haus erschien ein Offizier, der es bewachte – es war als Offiziersheim ausgewiesen. Als wir darum baten, es betreten zu dürfen, schrie er uns an und bedrohte uns, so dass wir gezwungen waren, es zu verlassen, ohne etwas von unseren Habseligkeiten mitzunehmen.“

Zeugenaussagen von der Front

„Wir zogen uns nach Al-Safira zurück, das ein Sammelpunkt für die Truppen war, aber als wir erfuhren, dass Khan al-Assal gefallen war, zogen wir uns an die Küste zurück. Das war, bevor die Khanaser-Autobahn abgeschnitten wurde“, sagte ein vierzigjähriger Offizier aus dem Umland von Latakia, der an der Militärakademie in Aleppo stationiert gewesen war. Seiner Aussage zufolge ereigneten sich diese Geschehnisse, nachdem die Offiziere der Akademie am frühen Morgen den Befehl erhalten hatten, sich nach Al-Safira zurückzuziehen, ohne eine Erklärung für diese Entscheidung zu erhalten.

Die Kontrolle über Al-Safira im Umland von Aleppo ist von strategischer Bedeutung, da sich dort Munition, Fabriken zur Herstellung von Raketen und möglicherweise auch Lager für chemische Munition befinden. Israelische Sicherheitsquellen haben ihre Besorgnis darüber geäußert, dass syrische Oppositionsgruppen (insbesondere Hay’at Tahrir al-Sham) strategische Einrichtungen in Nordsyrien einnehmen könnten – darunter auch das Zentrum für wissenschaftliche Studien und Forschung, das mit der Entwicklung von Chemiewaffen in Verbindung gebracht wird.

In einem ähnlichen Bericht schilderte ein Angehöriger der regulären Armee aus dem Umland von Latakia, dass er mit einer Truppe von 250 Soldaten der 25. Division und einem Regiment der 4. Division in Richtung Safira unterwegs war. „Wir waren schockiert, als wir feststellten, dass die oppositionellen Kämpfer etwa 3.500 Mann stark waren“, so Muhammad. „In Anbetracht der Lage haben wir uns für den Rückzug entschieden.

Youssef, ein 26-jähriger Soldat, der seinen Wehrdienst ableisten muss, berichtet: „Wir flohen zu Fuß von Khan al-Sabil in der Provinz Idlib nach Qamhana im Norden der Provinz Hama. Es dauerte 48 Stunden. Ich kann den Terror und die Erschöpfung, die wir ertragen mussten, gar nicht beschreiben. Ein Soldat kann nicht mit Rationen kämpfen, die kaum ausreichen, um einen Vogel zu füttern.

Nahrungsmittelknappheit ist ein immer wiederkehrendes Problem für die Armee. Ein junger Mann aus einem Dorf in der Region Masyaf im Westen der Provinz Hama erklärte, dass die Einwohner, von denen die meisten der alawitischen Glaubensgemeinschaft angehören und das Regime weitgehend unterstützen, tun, was sie können, um zu helfen. „Trotz extremer Armut kochen viele Dorfbewohner Mahlzeiten für die Soldaten. Ich kenne eine Frau, die nur vier Hühner besaß, und sie hat alle geschlachtet, um die jungen Männer in der Armee zu ernähren“.

Tariq, ein 44-jähriger Ingenieur aus dem Umland von Tartus, der vor drei Jahren seinen Pflichtdienst absolvierte, teilte seine Sichtweise: „Das Problem ist, dass diese jungen Männer, die auf dem Schlachtfeld sterben, machtlos sind. Sie sind weder ausreichend bewaffnet, ausgebildet noch verpflegt, und die Korruption unter den Offizieren ist auf höchster Ebene weit verbreitet. Dennoch sind sie die einzige Hoffnung für die Dorfbewohner, die durch das Regime verarmt sind, von dem sie nun abhängig sind. Diese Menschen sitzen in der Falle und sind gezwungen, zwischen dem Schlechten und dem Schlimmeren zu wählen“. Er fügte hinzu: „Diese jungen Männer sind gezwungen zu kämpfen, weil der Militärdienst obligatorisch ist, wie jeder weiß. Die wirkliche Angst ist die vor Vergeltungsmaßnahmen dieser militanten Gruppen gegen eine arme Bevölkerung, die unter dem Regime nur Blutvergießen und Zerstörung erleidet, während nur wenige davon profitieren. Die Angst besteht darin, dass die Rache an diesen verarmten Menschen für die Handlungen einzelner Personen, die sie in keiner Weise repräsentieren, ausgeübt wird“.

Tariq brachte seine Enttäuschung zum Ausdruck: „Die alawitische Glaubensgemeinschaft befindet sich in einer Zwickmühle, zwischen beiden Seiten des Konflikts, ähnlich wie andere Glaubensgemeinschaften. Können wir nicht gegen Mord und Übergriffe Stellung beziehen, unabhängig davon, wer sie begeht? Können wir nicht aufhören, ein Verbrechen mit einem anderen zu rechtfertigen?“, fragte er, wobei sein Tonfall von Frustration geprägt war.

Die Krankenhäuser von Aleppo

Mohsen, ein freiwilliger Arzt des Verteidigungsministeriums im Tishreen-Militärkrankenhaus in Damaskus, teilte seinen Bericht: „Ich habe von Kollegen im Militärkrankenhaus von Aleppo erfahren, dass Bewaffnete in die Einrichtung eingedrungen sind, ihre Ausweise eingesammelt und die Mitarbeiter in zwei Gruppen aufgeteilt haben – Zivilisten, die freigelassen wurden, und Soldaten, die zur Hinrichtung ausgesondert wurden.“ Mohsen zufolge wurden die Soldaten massenhaft getötet. „Er fügte hinzu: ‚Keiner der Medien hat darüber berichtet, weil die Opposition bei ihrem so genannten Management von Militäroperationen die Fassade der Zivilität aufrechterhalten will, während die Regierungsmedien es vermeiden, ihre Verluste zu erwähnen.‘

Mohsen brachte seine Empörung über den Vorfall zum Ausdruck: „Sie haben jeden mit einem militärischen Rang im Krankenhaus auf der Stelle hingerichtet. Eine Krankenschwester, die als Assistentin eingestuft ist, hat einen militärischen Rang, und Ärzte gelten als Offiziere – einige sogar als Brigadegeneral oder Oberst. Diese Ränge sind jedoch symbolisch und werden aufgrund des Dienstalters verliehen. Diese Personen kämpfen nicht und erteilen keine militärischen Befehle. Sie sind Ärzte, die allen Syrern hätten helfen können“. Er fügte hinzu: „Ich trauere um die Ärzte und das Militärkrankenhaus selbst, das unter diesen schlimmen Umständen wichtige medizinische Dienste und Operationen hätte anbieten können.“

Der Direktor des Universitätskrankenhauses von Aleppo, Dr. Akram al-Asaad, entschied sich ebenfalls, sein Schweigen über einen Luftangriff auf das Krankenhaus zu brechen. „Wenn ich schweige, werde ich sterben“, sagte er in einer aufgezeichneten Nachricht mit spürbarem Entsetzen in seiner Stimme. „Dies ist das Universitätskrankenhaus, in dem wir studiert haben. Es zu zerstören, ist nicht zu rechtfertigen.“ Auf die Frage, wer für den Bombenanschlag verantwortlich sei, antwortete Dr. al-Asaad: „Die Luftwaffe ist unbekannt – es ist entweder die russische oder die syrische. Möge Gott diejenigen beschützen, die vorhaben, gegen euch zu fliegen.“

Ein in Latakia tätiger Arzt kommentierte die syrischen und russischen Luftangriffe auf das Universitätskrankenhaus von Aleppo mit den Worten: „Ich unterstütze den Einsatz gegen militante Terroristen, wo immer sie sich aufhalten.“

Ein anderer Arzt aus dem Umland von Tartus vertrat eine andere Meinung: „Ich bin dafür, jeden ins Visier zu nehmen, der syrische Zivilisten tötet, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit, aber nicht, wenn dadurch unschuldige Leben gefährdet werden. Das ist nicht zu rechtfertigen. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Terroristen würden in das Al-Basel-Krankenhaus in Tartus eindringen – Gott bewahre – und das Krankenhaus würde daraufhin bombardiert. Wo ist da die Logik?! Wenn wir ein Land aufbauen wollen, in dem wir alle leben können, können wir nicht für andere akzeptieren, was wir für uns selbst nicht akzeptieren würden.“

***

Diese Aussagen spiegeln eine Reihe von widersprüchlichen Gefühlen wider – Angst, Wut, Versuche der Rationalisierung und Vorbereitung auf das, was vor uns liegt. Doch hinter all dem verbirgt sich eine nackte Realität: Die Menschen fühlen sich zwischen einem tyrannischen Regime und extremistischen Gruppierungen gefangen, ohne dass es einen klaren Weg zum Frieden gibt.

Erschienen in der englischen Übersetzung von Anas Al Horani am 4. Dezember 2024 auf Al-Jumhuriya, ins Deutsche übertragen von Bonustracks. 

Fünf Tage, die die Waage in Syrien zum Kippen brachten

Sadiq Abdul Rahman

Erste Fakten und Schlussfolgerungen aus der Schlacht um die „Abschreckung der Aggression“

Innerhalb weniger Tage hat das syrische Regime die Kontrolle über weite Gebiete im Norden des Landes verloren, darunter Dutzende von Dörfern, Städten und Ortschaften, einschließlich der Stadt Aleppo mit ihrem großen urbanen, wirtschaftlichen, menschlichen und symbolischen Gewicht. Auch wenn es bei diesen Ereignissen viele Unbekannte gibt, die es schwierig machen, sie zu analysieren und ihren Ausgang vorherzusagen, gibt es doch einige grundlegende Fakten, die man im Hinterkopf behalten sollte, wenn man versucht, nachzudenken, zu analysieren und sich Meinungen und Positionen zu bilden.

Die vielleicht wichtigsten Fakten sind, dass das Regime einige dieser Gebiete während der gesamten Kriegsjahre gehalten und erbittert verteidigt hat, dass es lange und erbitterte Kämpfe geführt hat, bis es große Teile davon zurückerobern konnte, und dass es bei diesen Verteidigungs- und Rückeroberungskämpfen Zehntausende seiner syrischen Kämpfer und die seiner iranischen Verbündeten geopfert und Tausende von russischen und syrischen Luftangriffen und Hunderttausende von Granaten, Raketen und Geschossen eingesetzt hat, wobei es zusätzlich zu Zehntausenden von Todesopfern unter den Gruppen, die sich seiner Herrschaft widersetzten, Zehntausende von Opfern unter der Zivilbevölkerung und umfangreiche Zerstörungen gab, die auf Milliarden von Dollar geschätzt werden. Seine Erfolge vor Ort, insbesondere sein wichtigster Meilenstein im Jahr 2016, als er die östlichen Stadtteile von Aleppo zurückeroberte, waren sein bedeutendster „Sieg“ über seine Gegner, und all das könnte sich innerhalb weniger Tage in Luft aufgelöst haben.

Dieses Ereignis, das in der vergangenen Woche noch unvorstellbar gewesen wäre, wird in den kommenden Monaten und Jahren zweifellos von grundlegender Bedeutung sein. Das erste, was sich daraus ableiten lässt, ist die Schwäche und extreme Zerbrechlichkeit des syrischen Regimes, die all die Rhetorik der letzten Jahre über seinen „Sieg“ untergräbt. Unabhängig davon, ob es dem Regime nicht gelungen ist, diese Gebiete zu verteidigen, oder ob es sie aus Gründen, über die viel analysiert und spekuliert wird, nicht ernsthaft verteidigen wollte, bleibt das Ergebnis dasselbe: Es wirft schwierige Fragen für die russischen und iranischen Verbündeten des Regimes auf, ob ihre aktive Beteiligung am Schutz des Regimes weiterhin sinnvoll ist, und auch für diejenigen, die das Regime normalisieren und seine Wiederherstellung der Legitimität und der territorialen Kontrolle über das gesamte Land unterstützen wollen.

Tatsache ist auch, dass diese Schlacht nicht „plötzlich in einem stabilen Gebiet“ begann, wie diejenigen, die die lokalen syrischen Nachrichten nicht verfolgen, gemeinhin glauben, nachdem arabische und ausländische Medien die Berichterstattung über den „Krieg, der in Syrien zu Ende ging“, jahrelang eingestellt hatten. Von Anfang dieses Jahres bis Mitte Oktober haben das syrische Regime und seine Verbündeten in Nordsyrien 66 Zivilisten, darunter 18 Kinder, getötet, Hunderte von Menschen verletzt und Zehntausende vertrieben. Hinzu kommen Hunderttausende von Vertriebenen aus den vom Regime in den letzten Tagen verlorenen Gebieten, die gewaltsam aus ihren Häusern in den von den Regierungstruppen kontrollierten Gebiete vertrieben wurden und nun auf eine Rückkehr hoffen, Abertausende von ihnen leben seit Jahren in Lagern an der syrisch-türkischen Grenze. All dies ist nicht ohne politischen Kontext, vielmehr ist es das Scheitern aller politischen Initiativen, die darauf abzielen, die Legitimität des Regimes durch kleine oder große politische Verschiebungen und Absprachen wiederherzustellen, von der arabischen Initiative im vergangenen Jahr bis zur türkischen Initiative in diesem Jahr.

Unterm Strich hat sich die Aussage, dass es ohne eine „politische Lösung“, bei der das Regime ernsthafte Zugeständnisse macht, keine Stabilität in Syrien geben kann, die viele für einen bloßen „politischen Slogan“ hielten, als absolut richtig erwiesen. Die arabischen und türkischen Initiativen versprachen dem Regime eine Normalisierung, Unterstützung bei der Bewältigung der westlichen Sanktionen und Hilfe bei der Entsorgung seiner Taten. Im Gegenzug musste das Regime politische Bedingungen schaffen, unter denen Syrien aufhört, eine Quelle der Instabilität zu sein, die Syrer aufhören, ihr Land auf jede erdenkliche Weise als Flüchtlinge zu verlassen, und ein Teil der Flüchtlinge in den Nachbarländern Syriens sicher zurückkehren kann. Neben diesen beiden Initiativen gemeinsamen Forderungen stellten die arabischen Staaten auch Forderungen in Bezug auf die Eindämmung des Zustroms syrischer Kämpfer und die Begrenzung des iranischen Einflusses in Syrien, und der türkische Staat hatte Forderungen in Bezug auf die Zusammenarbeit des Regimes in seinem Krieg gegen die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Mit Ausnahme des türkischen Ersuchens um Zusammenarbeit gegen die PKK, das das Regime offensichtlich nicht abgelehnt hätte, wenn die anderen Bedingungen für eine Verständigung mit der Türkei erfüllt worden wären, hat das Regime nicht einmal versucht, bei einem der anderen Punkte außer Versprechungen und Worten etwas Ernsthaftes anzubieten. Ob es das nicht kann oder will, darüber gehen die Analysen auseinander, das Ergebnis ist dasselbe: Was in den letzten Tagen geschehen ist, beweist, dass es sinnlos ist, Stabilität in Syrien zu erwarten, ohne dass sich das syrische Regime auf einen ernsthaften politischen Prozess einlässt, den es seit 2011 hartnäckig und unerschütterlich ablehnt.

Es ist nützlich, sich die Identität der Gruppierungen ins Gedächtnis zu rufen, die heute ihre Kontrolle in Syrien ausweiten. Es handelt sich dabei nicht nur um „Dschihadisten“, wie viele gerne sagen, um sich von der Komplexität zu befreien oder ihre vorgefassten Meinungen zu festigen, und auch nicht um „Freiheitsrebellen“, wie andere aus demselben Grund gerne sagen, nämlich um sich von der Komplexität zu befreien oder ihre vorgefassten Meinungen zu festigen. Hayat Tahrir al-Sham (HTS) führt die Fraktionen des “Militärischen Operationskommando” an, die am vergangenen Mittwoch in Idlib und im Westen von Aleppo die Schlacht „Abschreckung der Aggression“ begonnen haben. HTS, wie sie genannt wird, ist die ehemalige al-Qaida-Tochter Jabhat al-Nusra, d. h. sie war bereits eine dschihadistische Organisation, versucht aber seit Jahren, unter ihrem Anführer al-Joulani ihr Gesicht zu wahren, indem sie den größten Teil ihrer dschihadistischen Rhetorik, nicht aber ihre religiöse Hardliner-Rhetorik, aufgibt und eine organisierte Herrschaft in Idlib aufbaut. Sie hat in Idlib eine organisierte Herrschaft aufgebaut, die das Leben der Menschen verwaltet, gegen ihre Gegner – hauptsächlich Dschihadisten – vorgeht, wenn sie sich gegen ihre Umgestaltungen aussprechen oder ihre Autorität in Frage stellen, in Gefängnissen Folter praktiziert, Demonstrationen gegen sie mit einer Kombination aus blutiger Gewalt und Manövern unterdrückt, wie es Diktaturen tun, und sich merklich bemüht, sich selbst zu vermarkten, indem sie sich von „dschihadistischer Rhetorik und dschihadistischem Verhalten“ abwendet, wie in den letzten Tagen deutlich zu sehen war. Aber sie kämpfen nicht allein. Es gibt Tausende von Kämpfern anderer Gruppierungen, von denen einige immer noch salafistisch-dschihadistisch sind, die meisten aber nie dschihadistisch waren. Es handelt sich um verschiedene lokale regimefeindliche und zumeist islamistische Gruppierungen, von denen viele für die Rückkehr in ihre Heimat kämpfen, aus der sie vom Regime gewaltsam vertrieben wurden, oder um den Traum zu verteidigen, dass das syrische Regime abtritt und ein neues, weniger tyrannisches politisches System im Lande errichtet wird.

Die „Syrische Nationale Armee“, die später vom nördlichen Stadtgebiet von Aleppo aus eine Schlacht unter dem Namen „Morgenröte der Freiheit“ ankündigte, wird von der Türkei nahestehenden Gruppierungen angeführt. Es stimmt, dass die Fraktionen des “Militärischen Operationskommando” auf verschiedenen Ebenen ebenfalls von der Türkei unterstützt werden, aber der Unterschied zwischen ihnen und den Fraktionen der “Syrischen Nationalen Armee” besteht darin, dass letztere der Türkei vollständig untergeordnet sind und ihre Kämpfe und wichtigsten militärischen Anstrengungen darauf ausgerichtet sind, die SDF zu bekämpfen, um der nationalen Sicherheit der Türkei und ihren Kämpfen gegen die Kurden zu dienen. Natürlich gibt es keinen Zweifel daran, dass es unter diesen Gruppierungen solche gibt, die früher in der “Freien Syrischen Armee” gegen das syrische Regime gekämpft haben, und dass viele von ihnen für die Verteidigung ihrer Gebiete kämpfen oder dorthin zurückkehren, nachdem sie von dort vertrieben wurden, aber das vorherrschende Merkmal ist die totale Abhängigkeit von der Türkei sowie das extreme Chaos, die internen Streitigkeiten, die Übergriffe und die verschiedenen Verbrechen, und das vielleicht auffälligste Merkmal in der Geschichte der “Syrischen Nationalen Armee” ist ihre gemeinsame Verantwortung mit dem türkischen Staat für das andauernde Verbrechen in Afrin gegen die Kurden, das Zwangsvertreibungen, Morde und den Diebstahl von Lebensgrundlagen und Eigentum umfasst.

Wir müssen uns all diese Details ins Gedächtnis rufen, um zu zwei wichtigen Schlussfolgerungen zu gelangen: Es ist nicht richtig, all diese Gruppierungen auf „Dschihadisten“ oder „Anhänger der Türkei“ zu reduzieren, da dies nur dazu beiträgt, Missverständnisse zu verstärken. Es ist auch nicht möglich, auf „Stabilität“, „Sicherheit“ und „Wandel“ zu setzen, die dieses explosive Gemisch mit sich bringt, dessen innere Konflikte seit 2013 nicht einen einzigen Tag aufgehört haben, und auch die Verbrechen und Übergriffe der meisten seiner Hauptakteure haben seither keinen einzigen Tag aufgehört.

Eine weitere entscheidende Tatsache, die vielleicht die wichtigste ist, wenn man über den Ausgang der kommenden Tage nachdenkt, ist, dass das, was passiert ist, zumindest anfänglich das Ergebnis der Erlaubnis der Türkei war, Druck auf das syrische Regime auszuüben, das alle Initiativen zur Verständigung mit ihm ablehnt, und das Vakuum auszunutzen, das der Rückzug der Hisbollah und der Rückgang der Macht der iranischen Milizen in der Region hinterlassen hat, und dass es türkische, russische und iranische Absprachen gibt, die die Situation vor dieser Schlacht durch den Astana-Prozess herbeigeführt haben, und dass andere Absprachen die Situation nach dieser Schlacht herbeiführen werden, es sei denn, diese Dreigleisigkeit wird vollständig begraben, was bedeutet, dass sich in Syrien eine neue Wende vollzieht, über die man heute nur schwer spekulieren kann. In den kommenden Tagen werden wir wissen, ob sich die regimefeindlichen Gruppierungen im Rahmen der vorher festgelegten internationalen Absprachen bewegt und an diese gehalten haben oder ob sie auf eigene Faust über die Grenzen der Absprachen hinausgegangen sind, als sie die Gelegenheit dazu sahen. In jedem Fall wird das, was sie getan haben, niemandem nützen, nicht einmal ihnen selbst, und zu einem neuen schrecklichen Massaker durch das Regime und seine Verbündeten und zu einer Dummheit führen, aus der das Regime trotz seiner extremen Schäbigkeit und seines Versagens vor Ort politisch gestärkt hervorgehen wird, wenn die Fraktionen ohne internationale Absprachen und Vereinbarungen, die sicherstellen, dass Wohngebiete nicht auf Kosten ihrer Bewohner zerstört werden, in diesem Umfang expandieren.

Solange das Bild nicht vollständig ist, gibt es nur eines, das Syrien in eine weniger schlimme Lage bringen kann: eine innere oder äußere Veränderung, die das Regime zwingt, sich auf echte politische Verhandlungen über die Zukunft des Landes einzulassen. Die nächsten Tage werden viele der fehlenden Teile des Puzzles offenbaren.

Erschienen am 2. Dezember 2024 auf der arabischen Website von Al-Jumhuriya, ins Deutsche übertragen von Bonustracks. 

Erklärung zu den jüngsten Entwicklungen in Syrien

SDF Generalkommando

In dieser Woche gab es einen Großangriff und erhebliche Kräfteverschiebungen. In Aleppo und anderen Regionen haben die Regierungstruppen von Damaskus Niederlagen erlitten. Es besteht kein Zweifel, dass dieser Angriff vom türkischen Besatzungsstaat orchestriert wird, mit dem Ziel, das gesamte syrische Territorium zu besetzen. Das Hauptziel dieses Angriffs sind jedoch nach wie vor die Gebiete unter der Autonomieverwaltung, um das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Völker der Region, darunter Kurden, Araber, Syrer und andere Gemeinschaften, zu verhindern. Die Regionen der Autonomieverwaltung sind einem groß angelegten Angriff ausgesetzt, der sich insbesondere auf die Gebiete von Al-Shahba’a und Aleppo konzentriert. Dies stellt eine ernste Bedrohung für das Überleben unseres Volkes dar.

Dieser kritische Moment stellt einen historischen Wendepunkt für alle Syrer dar, insbesondere für diejenigen, die in der Demokratischen Autonomieverwaltung leben. Das einzige Ziel dieses Angriffs ist es, unsere sicheren Gebiete einzunehmen und schließlich syrisches Territorium zu besetzen. Der Angreifer will allen Völkern in der Region Leid zufügen.

Seit mehreren Tagen leisten unsere tapferen Kämpfer erbitterten Widerstand gegen die anhaltenden Angriffe an der Manbij-Front und westlich des Euphrat.

Unsere Demokratischen Kräfte Syriens haben ihre Pflicht zur Befreiung und zum Schutz der Region stets erfüllt. Wir bekräftigen unser Bekenntnis zu dieser historischen Verantwortung, koste es, was es wolle. Wir werden diesen Angriffen entschlossen entgegentreten und unsere historische Pflicht erfüllen, die Region und ihre Menschen zu schützen. Es sollte keinen Zweifel an unserer Entschlossenheit geben. Wir appellieren an alle, dem Aufruf zur Mobilisierung der Bevölkerung zu folgen und sich eng mit den SDF und den Kräften der inneren Sicherheit abzustimmen. Es ist unerlässlich, dass wir in diesen schwierigen Zeiten zusammenstehen.

In diesen historischen Tagen rufen wir unsere Bevölkerung auf, sich gemeinsam für die Verteidigung ihrer Dörfer, Städte und der gesamten Region einzusetzen. Wir müssen uns am revolutionären Krieg des Volkes beteiligen und unsere Pflicht erfüllen, unser Heimatland zu schützen. Wir rufen die Jugend der Region, darunter Kurden, Araber, Syrer, Assyrer, Armenier und Tscherkessen, dazu auf, ihre historische Rolle zu erfüllen, indem sie sich den Widerstandsfronten anschließen und in die Reihen der SDF, YPG und YPJ eintreten.

Der gegenwärtige Krieg ist ein edler Kampf für Menschlichkeit und Menschenwürde. Es ist ein Krieg zum Schutz der Werte der Freiheit und der Zivilisation gegen die obskurantistischen Ideologien von ISIS und Erdogan. Es ist ein Krieg für das Licht und die Befreiung, ein Krieg, der eine Zukunft der Koexistenz und der Brüderlichkeit zwischen den Völkern garantiert.

Wir rufen die jungen Männer und Frauen der Region auf, sich den SDF anzuschließen und zum Aufbau einer freien Zukunft beizutragen. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der aktiven Beteiligung unserer Jugend diesen Angriff abwehren und die Pläne der türkischen Besatzung und ihrer Söldner vereiteln können.

SDF Generalkommando

1. Dezember 2024

Übersetzt aus dem englischen von Bonustracks

Überall steigen die Spannungen

n+1

In der Dienstagabendrunde des Telemeetings wurde zunächst auf die Kriegssituation im Nahen Osten eingegangen.

Kürzlich haben die israelischen Streitkräfte UNIFIL-Stützpunkte im Südlibanon entlang der „blauen Linie“ angegriffen, mit der klaren Absicht, sie zum Rückzug zu zwingen. Bei dem Angriff wurden Kameras und Beobachtungstürme zerstört, und es gab einige Verletzte unter den Blauhelmen. Die Außenminister Frankreichs, Deutschlands, Italiens und des Vereinigten Königreichs brachten ihre Enttäuschung zum Ausdruck, während Israel erklärte, es habe das UNIFIL-Kommando zuvor zum Rückzug aufgefordert. Die UN-Truppen sind seit Anfang der 1980er Jahre als „militärische Eingreiftruppe“ im Libanon präsent, aber offensichtlich ist das Momentum der Vermittlung dem Momentum des offenen Krieges gewichen.

Der Hisbollah gelang es, tief in israelisches Hoheitsgebiet einzudringen, indem sie mit Drohnen ein Ausbildungslager der Golani-Brigade in der Nähe von Haifa angriff. Die feindlichen Abwehrsysteme konnten die Drohnen nicht abfangen, und eine von ihnen traf offenbar eine Kantine, wobei vier israelische Soldaten getötet und mehrere weitere verletzt wurden. Trotz der Enthauptung der Hamas- und Hisbollah-Führungsspitze sind die Netzwerke der Milizen noch lange nicht zerschlagen. Einige Analysten weisen darauf hin, dass die islamistische Organisation abgesehen von den führenden Persönlichkeiten über eine Netzwerkstruktur verfügt. Da in regelmäßigen Abständen Führungspersönlichkeiten getötet werden, steht die Hamas vor dem Problem, ihre Kader ständig zu erneuern. Die Struktur ist auch deshalb schwer zu beseitigen, weil sie wie ein Wohlfahrtsstaat funktioniert und in der Bevölkerung verwurzelt ist. Die Hisbollah im Libanon ist eine politische Partei, die im Parlament sitzt, Bürgermeister und Minister stellt und mit ihrem Unterstützungsnetzwerk einem großen Teil der schiitischen Bevölkerung Rückhalt gibt. In beiden Fällen handelt es sich um Strukturen, denen es gelingt, sich selbst nach schweren Schlägen zu regenerieren.

Nach dem Anschlag auf die Zwillingstürme am 11. September war von asymmetrischer Kriegsführung die Rede, als zwei zivile Verkehrsflugzeuge benutzt wurden, um das Herz der Vereinigten Staaten anzugreifen. Am 7. Oktober gelang es der Hamas, mit ganz alltäglichen Mitteln wie Pick-up-Trucks und Motorrädern auf israelisches Gebiet vorzudringen und in Tel Aviv eine starke Wirkung zu erzielen. Bei näherer Betrachtung ist es nicht korrekt, von Asymmetrie zu sprechen, denn wenn es zu einem Krieg kommt, bedeutet dies, dass eine gewisse Form von Symmetrie hergestellt wurde. Im Falle eines Konflikts neigt jeder Akteur dazu, sich an die Züge des Gegners anzupassen: Wenn die digitale Kommunikation abgehört wird, geht man zur analogen Kommunikation über. Die Regeln des Wargames sind kybernetisch (wenn/dann).

Die Nachrichten von der libanesischen Front sind bruchstückhaft, da die Kriegszensur in Kraft ist. In einem auf La7 ausgestrahlten Interview weist Lucio Caracciolo darauf hin, dass der israelische Vormarsch im Libanon nicht gut verläuft, dass die internationale Unterstützung für Tel Aviv abnimmt und dass vor allem die Gefahr eines Bürgerkriegs innerhalb Israels wächst. Das Chaos wird endemisch, und zwar nicht nur im Nahen Osten. In Afrika befindet sich der Sudan mitten im Bürgerkrieg, ein Konflikt, der auf die Nachbarländer überzugreifen droht. Die Ukraine steht kurz vor dem Zusammenbruch und die Zahl der Deserteure nimmt zu. Die Spannungen zwischen den beiden koreanischen Staaten nehmen zu. China hat eine massive Militärübung rund um Taiwan gestartet.

Wir befinden uns in einer Übergangsphase: Die Generalprobe für einen Weltkrieg ist im Gange. Trotz Konflikten, sozialem Chaos und sich auflösenden Staaten haben wir noch nicht die Art von Polarisierung erreicht, die zu einem offenen Zusammenstoß zwischen imperialistischen Giganten führt. Selbst unter dem Gesichtspunkt der Rüstung zeigt die Analyse des russisch-ukrainischen Konflikts einerseits den Einsatz von Satelliten, Elektronik und Drohnen und andererseits den Einsatz von Panzern, Stacheldraht und Schützengräben, Werkzeugen der vergangenen Kriegsführung.

Auf dem BRICS-Gipfel in Kasan, Russland, wird die Teilnahme von fünf neuen Mitgliedern auf der Tagesordnung stehen: Saudi-Arabien, ein Verbündeter der USA und Israels (siehe das Abraham-Abkommen in anti-iranischer Funktion), Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Äthiopien und Iran. Innerhalb der Gruppierung hat Indien keine friedlichen Beziehungen zu China. Der brasilianische Präsident Lula wird eine verstärkte Verwendung der nationalen Währungen vorschlagen, um den US-Dollar unter den Mitgliedsländern zu ersetzen. Die Amerikaner müssen die Hegemonie des Dollars verteidigen, aber sie sind 300 Millionen gegen die 3 Milliarden in China und Indien. Der Begriff „Globaler Süden“ bezieht sich auf die meisten, aber nicht alle „nicht-westlichen Länder“; seine Verwendung dient dazu, zu betonen, dass die aufstrebenden Volkswirtschaften mehr Macht über die globalen Angelegenheiten haben wollen. Es gibt jedoch kein Land , das an der Spitze dieser Phantomfront steht.

Aus dem Chaos der Welt werden sich deterministisch neue Strukturen bilden. Wir stürzen in eine scheinbare Sackgasse, aber in Wirklichkeit ist es das kapitalistische System, das an sein Ende gekommen ist, während sich eine neue Gesellschaftsform durchsetzen wird. Das Buch Caos. La nascita di una nuova scienza (Chaos. Die Geburt einer neuen Wissenschaft) von James Gleick erklärt, dass es in der Natur keine Schöpfung gibt: Wenn eine neue Ordnung entsteht, bedeutet dies, dass es im Chaos Attraktoren gibt. Wir sind uns sicher, dass der Kapitalismus tot ist und dass die künftige Gesellschaft bereits auf die gegenwärtige einwirkt, aber gleichzeitig wissen wir, dass der Übergang zu n+1 zu katastrophalen Situationen mit Hunderten von Millionen von Toten führen würde. Deshalb ist eine „Umkehrung der Praxis“ dringend erforderlich. Das kapitalistische System ist ein integriertes, aber auch sehr anfälliges System: Wenn einige wenige Glieder der globalen Vertriebskette (Versorgungskette) ausfallen, können Metropolen mit 15 oder 20 Millionen Einwohnern ohne Grundversorgung dastehen. Der weltweite Internetverkehr läuft über Unterwasserkabel, die mit Unterwasserdrohnen sabotiert werden können. Die Pandemie von Covid-19 hat gezeigt, dass die Welt miteinander verbunden ist, dass aber ein koordiniertes Handeln zwischen den Staaten nicht möglich ist: Wir haben gesehen, dass, um eine solche Situation ernsthaft anzugehen, eine Eine-Welt-Regierung erforderlich ist, ein Organismus, „der die Verteidigung der menschlichen Gattung gegen die Gefahren der physischen Umwelt und ihrer evolutionären und wahrscheinlich katastrophalen Prozesse übernimmt”.(Tesi di Napoli /1965).

Wir haben keine schrittweise Konzeption der Revolution: Der Übergang vom Kapitalismus zur künftigen Gesellschaft wird katastrophal sein, wie in Teoria e azione nella dottrina marxista (Theorie und Aktion in der marxistischen Lehre) (1951) beschrieben, wo wir Hinweise auf die „Katastrophentheorie“, „Scheitelpunkte ‚ und ‘singuläre Punkte“ finden.

Oxfam, ein internationaler Zusammenschluss von Non-Profit-Organisationen, veröffentlicht jährlich einen Bericht über Ungleichheit: Der Bericht 2024 (über die ideologischen Kapitulationen der Bourgeoisie vor dem Marxismus) konzentriert sich auf die Tatsache, dass die politische Macht den wenigen dient:

“Große und wachsende Ungleichheiten sind ein trauriges Merkmal des Zeitalters, in dem wir leben. Die schweren Krisen der letzten Zeit haben die sozialen Ungleichheiten und Brüche vergrößert und damit das eingeläutet, was wir ohne zu zögern als das ‘Jahrzehnt der großen Klüfte’ bezeichnen, in dem Milliarden von Menschen gezwungen sind, ihre Zerbrechlichkeiten wachsen zu sehen und die Hauptlast von Epidemien, Lebenshaltungskosten, Konflikten, immer häufigeren extremen Wetterereignissen und einer Handvoll Superreicher zu tragen, die ihr Vermögen in einem paroxysmalen Tempo vermehren.”

Zum Abschluss der Telefonkonferenz wurden die Aussagen von Eric Schmidt, dem ehemaligen CEO von Google, erwähnt, der auf dem KI und Energie Summit in Washington, DC, sprach. Während des Treffens rief Schmidt zu einer stärkeren Entwicklung der künstlichen Intelligenz auf, obwohl Rechenzentren (die die notwendige Rechenleistung bereitstellen) immer mehr Energie benötigen und damit die Kohlenstoffreduktionsziele gefährden. Es gebe keinen Grund zur Besorgnis, so der ehemalige Google-Mann, denn in Ermangelung einer globalen Koordinierung werde die KI selbst das Problem der für ihre Entwicklung benötigten Energie lösen und gleichzeitig dazu beitragen, die Welt vor dem Klimawandel zu retten. Wir haben da unsere Zweifel, denn bei dieser Produktionsweise lassen die Maschinen die Welt verhungern (Mai la merce sfamerà l’uomo / Niemals soll die Ware den Menschen ernähren; 1953)

Veröffentlicht am 20. Oktober 2024 auf Quinterna Lab, ins Deutsche übersetzt von Bonustracks. 

Anmwé – 51 Tage Mobilisierung auf Martinique

Seit fast zwei Monaten gibt es auf Martinique hartnäckige “Blockade Aktionen” und Demonstrationen „gegen die hohen Lebenshaltungskosten“. Wenn auch nur sehr wenige Informationen die Medien im Mutterland zu erreichen scheinen, hat uns ein Freund diese kurze Zusammenfassung der Situation übermittelt. (Lundi Matin)

Teure Lebenshaltungskosten, niedrige Löhne, Arbeitslosigkeit… Am 5. Februar 2009 erhoben sich die Menschen in Martinique angesichts ihrer unerträglichen Lebensbedingungen und der offensichtlichen Gleichgültigkeit des Staates gegenüber ihren Forderungen. 38 Tage lang skandierte eine große Masse rot gekleideter Demonstranten: „Matinik sé ta nou, Matinik sé pa ta yo” (Martinique ist für uns, nicht für sie) . Diese Volksmobilisierung spiegelte einen allgemeinen Überdruss gegen ein Wirtschaftssystem wider, das die täglichen Leiden der Inselbewohner ignoriert. Als Reaktion darauf schlug der damalige Staatspräsident Nicolas Sarkozy eine Lohnerhöhung um 200 Euro vor. Die Vereinbarung wird am 14. März 2009 unterzeichnet und „beendet“ den Konflikt.

Fünfzehn Jahre später können die Preisunterschiede zwischen den französischen Antillen und dem hexagonalen Frankreich halluzinierende Ausmaße annehmen, manchmal bis zu 200 %. Wie lässt sich eine solche Diskrepanz erklären? Unter den vielen Gründen, die genannt werden, ist einer der häufig genannten Faktoren die Steuer „octroi de mer“, eine Steuer, die auf die Einfuhr von Waren und die Lieferung von Produkten erhoben wird, die von denjenigen, die sie hergestellt haben, gegen Entgelt durchgeführt werden. Diese Steuer trägt dazu bei, die Kosten für Konsumgüter zu erhöhen, und verschärft so die prekäre Lage der Menschen in der Region [1].

Das Problem der hohen Lebenshaltungskosten wirft ein Schlaglicht auf die Mängel eines Wirtschaftssystems, dessen Mechanismen weiterhin eine aus dem Kolonialismus übernommene Struktur reproduzieren. Diese Dynamik erhält eklatante Ungleichheiten aufrecht und verstärkt die schlechten Lebensbedingungen eines großen Teils der Bevölkerung Martiniques. Die „Békés“, die Nachfahren der Sklavenhalter, machen weniger als 1 % der Inselbevölkerung aus, aber sie besitzen einen großen Teil der Unternehmen, insbesondere in der Lebensmittel-, Automobil- und Werbebranche, und festigen so ihr wirtschaftliches Monopol auf dem Territorium. Aus diesem Grund warnt die von Rodrigue Petitot, Gwladys Roger und Aude Goussard geleitete Organisation Rassemblement pour la Protection des Peuples et des Ressources Afro-Caribéens (RPPRAC) im August erneut vor der Situation. Sie rufen zu einer friedlichen Versammlung auf, um die Bevölkerung für die Problematik zu sensibilisieren. Es folgte eine Reihe von Demonstrationen, die alle friedlich blieben und unter anderem am RPPRAC-Hauptquartier, auf den Straßen durch „Molokoy“-Aktionen (im Schneckentempo fahren), und in Supermärkten organisiert wurden.

Zu ihren Forderungen gehörte, dass die drei Militanten ihre Gespräche mit dem Präfekten Jean-Christophe Bouvier und dem Präsidenten des Exekutivrats von Martinique, Serge Letchimy, live streamen dürfen. Dieser Antrag wurde lange Zeit abgelehnt und blockierte den Austausch bis zu einem Kompromiss: Die Gesprächsrunden in der Territorialverwaltung von Martinique werden nun aufgezeichnet und am nächsten Tag in voller Länge auf YouTube zur Verfügung gestellt. An diesem Runden Tisch nahmen verschiedene politische Figuren aus Martinique, die RPPRAC sowie die Direktoren der großen Supermärkte auf der Insel teil. Die Meinungen, Vorschläge und Gegensätze werden energisch zum Ausdruck gebracht. Im Namen des Volkes von Martinique fordert die RPPRAC Rechenschaft über die Preisexplosion und ruft zu konkreten Lösungen auf.

Während die Situation in dem Gebiet seit Beginn der Bewegung relativ ruhig geblieben war, trotz der Präsenz staatlicher Polizeieinheiten bei den Blockaden der großen Supermärkte, änderte sich am 7. Oktober alles. Angesichts der fehlenden Antworten der Verantwortlichen findet eine neue Demonstration am Kreisverkehr von Mahault, einer der meistbefahrenen Straßen Martiniques, statt. Die Fahrbahnen werden von Schwerlastwagen blockiert, während Sympathisanten und Aktivisten auf beiden Seiten des Kreisverkehrs sitzen, alles in einer friedlichen Atmosphäre. Es kommt zu Zusammenstößen und mehrere Vorfälle von Polizeigewalt werden aufgezeichnet und anschließend über Live-Übertragungen auf der App Tik Tok an Tausende von Menschen gesendet. Zwei Tage lang wurden daraufhin auf ganz Martinique Straßensperren errichtet, und der Flughafen Aimé Césaire wurde von Militanten besetzt, nachdem eine angebliche Landung einer neuen CRS-Einheit angekündigt worden war.

Unter Berücksichtigung des sozio-historischen Kontexts der Insel wird die Ankunft dessen, was als koloniale Unterdrückungstruppe wahrgenommen wird, als Provokation des französischen Staates empfunden. Angesichts der fast wöchentlich verlängerten Ausgangssperren, die jegliche Bewegung auf öffentlichen Straßen verbieten, sowie der Verstärkung durch die CRS 8 … (A) Warum schenken Sie dem Leiden eines Volkes, das mit den steigenden Preisen in den Supermärkten konfrontiert ist, nicht einfach Ihre Aufmerksamkeit? Die koloniale Vergangenheit ist nicht so weit weg, und es ist schwer zu ignorieren, dass die Nachkommen von Sklavenhaltern weiterhin von den sozioökonomischen Privilegien profitieren, die mit dem Besitz zahlreicher Unternehmen verbunden sind.

Am 16. Oktober verkündete die Territorialbehörde von Martinique nach einem weiteren Runden Tisch einen Sieg. Es wurde eine Vereinbarung getroffen, die von allen Parteien mit Ausnahme der RPPRAC-Mitglieder unterzeichnet wurde. Gwladys Roger weist auf Probleme in Bezug auf die Fristen, das Fehlen von Garantien für die Angleichung der Preise sowie das Fehlen der vorgesehenen Sanktionen für den Fall der Nichteinhaltung der von den Direktoren der Supermärkte eingegangenen Verpflichtungen hin und erinnert an das gleiche Vorgehen nach der Mobilisierung 2009.

Am 19. Oktober versammelte sich die Bevölkerung im Hauptquartier des RPPRAC. Aude Goussard, Rodrigue Petitot und Gwladys Roger bekräftigten, dass der Kampf so lange fortgesetzt werde, bis das gesamte Volk von Martinique sich ausreichend und zu angemessenen Preisen ernähren könne. Seitdem gehen die massiven Blockaden der Straßenachsen und der großen Supermärkte weiter.

Es sind nun 51 Tage vergangen.

Anmerkung Lundi Matin 

  1. Zu den wirtschaftlichen und politischen Aspekten der Sondersteuer „octroi de mer“ siehe die von Mireille Pierre-Louis veröffentlichten Artikel auf unseren Seiten. Insbesondere: :Un Etat au bord du précipice disposant de ses Outre-mer und diese Woche : Anatomie d’une crise

Anmerkung der Übersetzung

  1. Im Dezember 1959 erschießen Einheiten der CRS bei Protesten auf Martinique 3 junge Demonstranten. Seit diesem blutigen Vorfall, der Proteste auch in Frankreich selbst auslöste, wurden keine Einheiten der CRS mehr auf Martinique eingesetzt. Das CRS 8 ist eine 200 Mann umfassende Sondereinheit, die eigentlich u.a. zur Bekämpfung von bewaffneten Drogenbanden etc. zum Einsatz kommen soll, aber auch schon gegen Autonome bei Straßenprotesten sowie gegen Jugendliche aus den Banlieues bei den Riots nach den tödlichen Polizeischüssen auf Nahel zum Einsatz kam. 

Veröffentlicht am 29. Oktober auf Lundi Matin, ins Deutsche übersetzt von Bonustracks. Die Videos wurden von Bonustracks beigefügt. 

Ein Blick zurück auf das Ende der Zeiten: Kakerlaken, Feuer, Monster

Iman Ganji

Eins:

Sie haben uns vergast – auf ihren Straßen, an ihren Grenzen – und wir haben überlebt. Sie haben uns an den Rand des psychologischen Ruins gebracht, durch die Fleischwölfe ihrer Integrationsprozesse und in die Zwangsjacken, die als Uniformen in ihren Hochschulen dienten, doch wir haben überlebt.

Oh, Schwestern, Brüder und alle anderen darüber hinaus und dazwischen. Wir sind die Kakerlaken von Europa. Wir überleben sogar Atombomben.

Etwas Schreckliches zeichnet sich am Horizont ab, und wir werden es überleben. Sie fürchten uns, schreien und klettern auf ihre Stühle, ziehen sich in höhere Positionen der Unterdrückung zurück.

Jetzt blicken sie auf das Ende der Zeiten zurück, so wie wir es tun. Sie wissen, was sie uns angetan haben und was wir überlebt haben. Sie erkennen, dass das Ende der Zeiten bereits da ist: Die Winter werden härter, die Sommer versengen ihnen das Blut in den Adern. Ihre Angst vor „the great replacement“ ist ein verdrehtes Spiegelbild ihrer eigenen Verdrängungen, da ihre Privilegien von ihren eigenen Regierungen abgeschafft werden. Sie fürchten sich davor, so zu werden wie wir – Kakerlaken -, die vergast, schikaniert, verfolgt und ausgegrenzt werden, die vom Staat als überflüssig angesehen werden, dem kältesten aller Monster, das „in sämtlichen Sprachen von Gut und Böse lügt‚[1] Die weiße Angst ist die psychologische Verteidigung verlassener Kinder mit Abhängigkeitsproblemen, die den Klassenkampf der zunehmend enteigneten Menschen in Fremdenfeindlichkeit verzerrt.

Zu Kakerlaken zu werden, sichert unser Überleben gegen ihren Überwachungsfaschismus. Die Erde wird von den Enteigneten, den Wegwerfbaren geerbt werden. Wir sind das monströse Feuer.

Die Kakerlaken Europas, so die Prophezeiung, werden die fatale Logik der weißen europäischen Gouvernementalität überleben. Sie haben sich bereits unter die Erde gegraben und sind in die Wolken aufgestiegen, sie haben sich in die Sonne gebohrt und fahren fort, das Blut des Lichts unter die Erdkruste zu leiten.

Ich gebe euch dieses Zeichen, ein kommendes Volk: Vor zehn Jahren schrie das iranische Volk auf den Straßen, als es mit scharfen Kugeln konfrontiert wurde: „Habt keine Angst, habt keine Angst, wir sind alle zusammen“ und wandte sich damit an sich selbst. Jetzt rufen sie der Tyrannei zu: „Habt Angst, habt Angst, wir sind alle zusammen.“

Zwei:

Diese Zeichen sind über den ganzen Planeten verstreut, wie dieses hier: In der „Night of the Four“ zündeten sich vier PKK-Kader selbst an und skandierten: „Löscht nicht das Feuer – facht die Flammen an!“

Ein guter Freund von mir, ein Schriftsteller und Journalist, der zu dieser Zeit in London lebte, erzählte mir, dass während der Hitzewelle im Juli 2022 im Vereinigten Königreich die Hausverwalter einer bestimmten Immobilienagentur eine häufig gestellte Frage verschickten, in der sie erklärten, warum die hydraulischen Systeme in ihren Gebäuden ausfallen könnten. Ein Absatz lautete in etwa wie folgt:

„Wir werden oft gefragt: Warum passiert so etwas nicht im Nahen Osten? Im Nahen Osten ist man an solche Wetterbedingungen gewöhnt und darauf vorbereitet; die Hydrauliksysteme sind mit Kühlmechanismen ausgestattet. Hier haben wir keine Notwendigkeit für solche Systeme.”

Als 2011 die mehrheitlich nicht-weiße Surplus-Bevölkerung in den Straßen Londons randalierte, plünderte und den Markt seiner Wertdiktatur beraubte, bezeichneten die mehrheitlich weißen linken Akademiker und Parteipolitiker sie als „Lumpenproletariat“ oder „Mob“ [2], als diejenigen, die die „glänzenden“ Errungenschaften der Linken rückgängig machen würden, die nur in den Worten und Bildern der mentalen Phantasmen der Intelligenz vorkommen. Was inmitten der randalierenden Körper, inmitten all dieser „wannabe-us“ Lumpen geschieht, sollte das symbolische, das imaginäre und das intellektuelle Spektakel revolutionieren.

Dieses Zeichen wurde für ein vermisstes Volk gesetzt: Als die Besetzung der Wall Street durch die Kälte der Nächte bedroht war, waren es die Obdachlosen, die Wegwerfbaren, die ihnen beibrachten, wie man die mörderische Realität des so genannten „öffentlichen Raums“ im winterlichen New York überlebt, nur um später wieder als arm und ausgeschlossen stigmatisiert zu werden.

Drei:

Das Klischee des türkischen Trinkspruchs „Lass dies unser schlimmster Tag sein“ sollte zu unserem unmittelbaren und dringenden Slogan werden. Es ist längst an der Zeit, den Prozessen unserer Kriminalisierung, Enteignung und Marginalisierung Einhalt zu gebieten.

Es ist nur eine Identitätspolitik am Werk: Weiße Identitätspolitik. Alle anderen sogenannten Identitätspolitiken richten sich gegen die Vorherrschaft der neokolonialistischen, neoimperialistischen weißen Vorherrschaft. Das „Möchtegern-Wir“ ist zersplittert und in verschiedene Sorten Fleisch zerlegt, die zu unterschiedlichen Preisen gehandelt werden, aber unsere Adern und Nervenstränge verlaufen unter der Erde, meine Schwestern, Brüder und diejenigen, die jenseits und dazwischen liegen. Wir müssen unser Myzel bilden, damit unsere Knoten miteinander kommunizieren, sich gegenseitig ernähren, sich schnell bewegen und von unten her kraftvoll erobern.

Das Myzel in alten Urwäldern verbindet hohe, alte Bäume miteinander. Durch rhizomatische Pilze kommunizieren die Bäume mit ihren Verwandten, ernähren sich gegenseitig und geben Mineralien an die Bedürftigen weiter. Unser Kampf muss auf dem Boden stehende Bäume hervorbringen, die durch das affektive Myzel verbunden sind, das der koloniale Kapitalismus seit langem zu beseitigen versucht. Diejenigen, die in Begriffen wie Samen und Wurzeln denken, werden niemals unsere miteinander verbundenen Adern und Nervenstränge finden. Das heißt aber nicht, dass sie uns nicht zerstören können. Belanglosigkeit und Trivialität sind die stärksten Kräfte in der zeitgenössischen Welt, die sich in Kriegen, Völkermorden, imperialen Präsidentschaftswahlen der Supermächte und alten Kolonialherren, in den Medien, in der Literatur und vor allem in dem, was man „zeitgenössische“ Kunst nennt – die Maschine zur Produktion von „gleichzeitigen Sinnesblöcken“ – voll entfalten: Belanglose Affekte, schwache Wahrnehmungen [III], die alle von den modernen Kommunikationstechnologien und den sogenannten „sozialen Netzwerken“, der unsozialsten Erfindung der Menschheit, bedient und verstärkt werden. 

Vier: 

Wir wissen, dass die großen geopolitischen Spiele unser Leben durcheinander bringen. Doch unser Weg bleibt unabhängig davon, wer wen angreift, wer wen einkesselt, in diesem Theater des Neoimperialismus. Wir müssen Widerstand leisten, wenn sie den globalen Süden angreifen, Völkermorde ermöglichen, Putsche inszenieren, Privatarmeen einsetzen oder Rechtsextremisten finanzieren – egal ob Islamisten, Christen oder Juden. Lasst die Neo-Imperialisten in ihrem Streben nach Kontrolle brennen und sich selbst in ihrem Streben nach Vorherrschaft töten: Wir bleiben das monströse Feuer, das einst die unzugänglichen Worte Gottes an Moses überlieferte, die Gerechtigkeit des Kosmos an Siavasch und Abraham, die Macht des Himmels an Prometheus und die Macht, die Stände des Marktes umzustürzen, an Jesus überbrachte; dasselbe Feuer, das 1917 den Romanow-Palast verzerrte und das noch immer in den verstopften Straßen der Welt unter den Arbeitslosen und Surplus-Bevölkerungen lodert; das Feuer, das Iblis und die Dschinn beseelt, die Erzengel, die dem Hof Gottes nahe stehen, aber wegen ihrer Unregierbarkeit verstoßen wurden.

Wir entfachen ein Feuer, das sich in einen Garten verwandelt, wenn wir es umarmen – so lautet die Prophezeiung.

Fünf:

Diskriminierung, Unterdrückung und Rassismus haben jahrhundertelang sowohl die alten als auch die neuen Nationalstaaten durchdrungen; sie sagen, es sei unmöglich, dieses Erbe der Vorfahren abzulegen. Das Unmögliche ist das Werk der Dichter, und das Feuer brennt poetisch.

Maurice Blanchot schreibt in „Das Werk des Feuers“, dass sich die poetische Sprache von der bestehenden Welt weg und auf das Unmögliche zubewegt und die Gesellschaft und Identität destabilisiert. Genau diese Unmöglichkeit ist das Werk des Feuers, das die bestehende Welt vernichtet.

Betrachten wir das Wirken des Feuers auf der Straße: Die Gemeinschaft wird erschüttert, die herrschende Identität wird durch das Unerhörte und Unsichtbare erschüttert, die bestehende Welt, die von Homogenität, Geschlossenheit und Integration spricht, geht in Flammen auf. Feuer brennt poetisch.

Martin Luther King sagte: „Aufruhr ist die Sprache der Unerhörten“. In diesem Sinne ist das Feuer das Kunstwerk des Unsichtbaren. Aufruhr und Feuer kommen immer zusammen. Die Unsichtbaren, die im Licht ihres eigenen Feuers stehen, prägen der kollektiven Vorstellung der „Nationen“ ihre monströse Ehrfurcht ein.

Und natürlich fürchten sie – die protestierende, aber zivilisierte weiße Mittelschicht, deren besondere Privilegien das Feuer beleuchtet hat – die alte Feuerprobe. Auch sie protestieren gegen die aktuellen Zustände, aber sie stimmen ihre Proteste im Voraus mit der Polizei ab und holen sich eine Genehmigung. Es ist ein seltsames Paradoxon: die Regulierung des Dissenses gegen das Gesetz dem Gesetz selbst anzuvertrauen – eine Übertretung, die durch die Verweigerung des Exzesses gebunden ist, eine nicht-erotische Rebellion.

Das Feuer ist ein Symbol der Erotik, wie man an bekannten Begriffen wie „Feuer der Begierde“, „Feuer der Lust“ und „feuriger Sex“ erkennen kann. Einerseits entfacht es die Leidenschaft, andererseits wird es zum Todesengel, der mit Flammen fliegt, die sowohl die materielle als auch die immaterielle Wirklichkeit verzehren und die erotische Natur des Feuers verkörpern. Das Feuer brennt mit einer poetischen Intensität; es ist ein erotisches Gedicht über Zeit und Monster.

Das Feuer ist eine Dauer; es beginnt nicht und endet nicht, sondern brennt endlos, unerbittlich, in alle Richtungen. Auch ein Monster entsteht und vergeht nicht, es existiert ewig, jenseits der Geschichte, jenseits des menschlichen Zugriffs.

Doch das Feuer ist auch eine vergängliche Dauer, denn was es verzehrt, ist endlich.

Und das Monster kann nie für immer in der menschlichen Welt bleiben. Manchmal wird es durch etwas, das dieser Welt innewohnt – wie die Sonne für einen Vampir – vernichtet; manchmal ermöglicht etwas, das ebenso innewohnt – wie die Nacht für einen Werwolf – seine Existenz. Manchmal taucht es nur kurz in dieser Welt auf, um seine Existenz zu beweisen, bevor es sich in sein eigenes Reich zurückzieht; ein anderes Mal verweilt es an der Schwelle zwischen den Welten und bewahrt hier seine jenseitige Macht.

Diese beiden Kräfte, das Monster und das Feuer, können sich gegenseitig verstärken, bis sie die Zerstörung von „allem, was ist“ herbeiführen. In diesem Moment brennt das Feuer am poetischsten.

Aber es gibt einen Moment, in dem das Ungeheuer das Feuer wie eine Fackel entzündet und die bestehende Welt erschüttert. In diesem Moment konvergieren die Dauer des Monsters und die des Feuers und verstärken sich gegenseitig bis zum Punkt der Schöpfung. Das poetische Feuer wird zum Monster, und das einzige, was unversehrt bleibt, ist das Monster selbst und die Welt, die es ankündigt.

Der Aufruhr des Monsters ist ohne Feuer unmöglich. Die menschliche Welt hat dies erkannt und eine Waffe aus demselben Schema übernommen: Sie erschafft ihr eigenes unterwürfiges Monster und legt das Feuer der Zerstörung in seine Hände – anti-riot.

Da das Monster aus der Sicht dieser Welt negativ ist, wird die Schaffung einer monströsen Anti-Aufstands-Truppe durch Brutalität, Unterdrückung und unerbittliche Disziplin erreicht, indem alle destruktiven und antisozialen Impulse in die Soldaten kanalisiert werden. Dann kommt das Feuer von Kugeln, Splitterbomben…

Wie weit wird der Bürgerkrieg zwischen diesen beiden Monstern gehen? Einige argumentieren, dass das Feuer des Staatsmonsters tödlicher ist und dass „wir“ daher den Einsatz von Feuer ganz vermeiden sollten. Andere glauben, dass unser Feuer die Flamme des Staatsmonsters nur anheizen wird, und da das Staatsmonster bereits stärker ist, sind wir zum Verlieren verurteilt. Doch es gibt auch diejenigen, die darauf bestehen, dass unser Feuer immer stärker werden muss, um das Feuer des Staates zu übertreffen und den Sieg zu erringen.

Wird die intensivierte Dauer von Feuer und Monster zu einer neuen Existenz führen? Wird das aufständische Monster dieses Mal die historische Kontingenz in eine Notwendigkeit verwandeln? Selbst Gott bleibt unwissend über die Monster.

Sechs:

„Was sie versuchen, ist, den Raum zu erobern, in dem sich die Subjektivität der Macht widersetzt und sich dadurch in etwas anderes verwandelt, das nicht einmal denselben Feind zu bekämpfen braucht, weil dieser Feind ihm weder schaden noch Zugang zu ihm haben kann“ – Claire Fontaine

“Antipoder Contra Poder (Anti-Macht gegen Macht); Prinzip: Eine alternative Macht aufzeigen, die die traditionellen Formen der Macht in Frage stellt.” – Zapatista: Sharing Leadership Series Handout.

Anti-Macht ist nicht nur die Negation von Macht, noch ist sie einfach negative Macht. Sie ist eine alternative Macht, die sich der Macht entgegenstellt und sie negiert, und indem sie dies tut, transzendiert sie die Negativität und wird zu etwas Transformativem und Affirmativem.

Nietzsches Konzept der affirmativen oder positiven Kraft ist eines, bei dem die Handlung untrennbar mit dem Wert verbunden ist, den sie schafft. Wenn der Wert an die Handlung selbst gebunden bleibt, wird sie widerstandsfähiger gegen die Wiederaufnahme in die Strukturen der Macht. In diesem Kontext wird die Handlung zu einer diskutablen Form – ein Bruch, der, in Blanchots Worten, jede nachfolgende Form der Macht negiert. Blanchot zufolge bleibt diese Negation nicht rein negativ, sondern verwandelt sich in etwas, das über die bloße Opposition hinausgeht, sich der Assimilation widersetzt und einen neuen Raum für die Existenz schafft.

Eine Kakerlake kann bis zu einem Jahr leben und verbringt ihre Zeit damit, die Abfälle und Exzesse der menschlichen und unmenschlichen Welt zu durchwühlen. Dennoch kann ein einziges Weibchen 400 Nachkommen zur Welt bringen. Darunter sind auch solche, die graben, fliegen und schwimmen und die Erde, den Himmel und die Gewässer beherrschen.

Die Pilze, die alles zersetzen, was ihren Weg kreuzt, integrieren das Reich der Pflanzen in ein Netzwerk der Kommunikation und der nährenden Verwandtschaft. Das Feuer macht den Weg frei, damit die Kraft des Myzels zum Vorschein kommen kann. Und aus dieser Konvergenz werden die Monster geboren.

Von der Kakerlake zum Monster – das ist das Problem der Organisation und Repräsentation.

Sieben:

Als Iblis sich in der Koranüberlieferung weigert, Gott zu gehorchen, indem er den höheren Status der Menschen anerkennt, argumentiert er, dass er selbst aus Feuer besteht, während der Mensch aus Erde gemacht ist, und dass er daher als überlegen angesehen werden sollte. Muslimische Gelehrte, die den Koran auslegen, sind jedoch anderer Meinung als Iblis. Sie argumentieren, dass die Erde mit ihren vielen Möglichkeiten eine Erhabenheit besitzt, die das brennende Feuer übertrifft. Der Boden kann Leben nähren, verwandeln und überdauern, während das Feuer zwar mächtig, aber vergänglich und zerstörerisch ist. Dieses dem Boden innewohnende Potenzial für Wachstum und Schöpfung ist es, was ihn erhabener macht.

Eine der Möglichkeiten des Bodens ist seine Fähigkeit, Feuer zu erzeugen, indem er Pflanzen und Menschen Leben schenkt. Wir müssen unsere fruchtbaren Böden bewahren und sie als Brutstätte für die feuerspeienden Monster, die noch kommen werden, nähren.

  1. Nietzsche, Friedrich. Also sprach Zarathustra, Teil I, Kapitel 11, „Der neue Götze“.
  2.  Žižek, Slavoj. „Shoplifters of the World Unite“. London Review of Books, Bd. 33, Nr. 16. Link.
  3. Deleuze, Gilles, und Félix Guattari. Was ist Philosophie?, S. 164: „Ein Block von Empfindungen, d.h. eine Verbindung von Wahrnehmungen und Affekten“.

Erschienen am 4. November 2024 auf Autonomies, ins Deutsche übertragen von Bonustracks. 

Das Exil und der Bürger

Giorgio Agamben

Es ist gut, über ein Phänomen nachzudenken, das uns sowohl vertraut als auch fremd ist, das uns aber, wie so oft in solchen Fällen, nützliche Hinweise für unser Leben unter Menschen geben kann: das Exil. Die Rechtshistoriker streiten immer noch darüber, ob das Exil – in seiner ursprünglichen Form in Griechenland und Rom – als Ausübung eines Rechts oder als strafrechtliche Situation betrachtet werden sollte. Da das Exil in der Antike als die einem Bürger gewährte Möglichkeit dargestellt wird, sich durch Flucht einer Strafe (in der Regel der Todesstrafe) zu entziehen, scheint es in Wirklichkeit nicht auf die beiden Hauptkategorien reduzierbar zu sein, in die sich die Sphäre des Rechts unter dem Gesichtspunkt der subjektiven Situationen einteilen lässt: Rechte und Strafen. So kann Cicero, der das Exil kannte, schreiben: „Exilium non supplicium est, sed perfugium portumque supplicii“, „Das Exil ist keine Strafe, sondern eine Zuflucht und ein Fluchtweg vor der Strafe“. Selbst wenn der Staat es sich im Laufe der Zeit aneignet und als Strafe ausgestaltet (in Rom geschieht dies mit dem lex Tullia von 63 v. Chr.), bleibt das Exil de facto ein Fluchtweg für den Bürger.

So erscheint Dante, als die Florentiner einen Verbannungsprozess gegen ihn anstrengen, nicht im Gerichtssaal und beginnt, den Richtern zuvorkommend, sein langes Leben als Exilant, der sich weigert, in seine Stadt zurückzukehren, selbst wenn ihm die Möglichkeit dazu geboten wird. Bezeichnenderweise bedeutet das Exil in dieser Perspektive nicht den Verlust der Staatsbürgerschaft: Der Verbannte schließt sich selbst faktisch aus der Gemeinschaft aus, der er dennoch formal weiterhin angehört. Das Exil ist weder Recht noch Strafe, sondern Flucht und Zuflucht. Würde man es als Recht bezeichnen, was es in Wirklichkeit nicht ist, würde man das Exil als ein paradoxes Recht definieren, sich außerhalb des Gesetzes zu stellen. In dieser Perspektive begibt sich der Exilant in eine Zone der Ununterscheidbarkeit vom Souverän, der, indem er den Ausnahmezustand beschließt, das Gesetz außer Kraft setzen kann, wie der Exilant sowohl innerhalb als auch außerhalb der Rechtsordnung steht.Gerade weil es sich als die Möglichkeit eines Bürgers darstellt, sich außerhalb der Gemeinschaft der Bürger zu stellen, und sich somit in Bezug auf die Rechtsordnung auf einer Art Schwelle befindet, kann das Exil nicht umhin, uns heute in besonderer Weise zu interessieren. Für jeden, der Augen hat, ist es in der Tat offensichtlich, dass die Staaten, in denen wir leben, in eine Situation der Krise und des fortschreitenden, unaufhaltsamen Zerfalls aller Institutionen gerutscht sind. In einem solchen Zustand, in dem die Politik verschwindet und der Wirtschaft und der Technologie Platz macht, ist es fatal, dass die Bürger de facto zu Exilanten in ihrem eigenen Land werden. Es ist dieses innere Exil, das heute zurückgewonnen werden muss, indem es von einem passiv ertragenen Zustand in eine gewählte und aktiv betriebene Lebensform verwandelt wird. Wo die Bürger sogar die Erinnerung an die Politik verloren haben, können nur diejenigen Politik machen, die in ihrer eigenen Stadt im Exil leben. Und nur in dieser Gemeinschaft der Exilanten, verstreut in der gestaltlosen Masse der Bürger, kann so etwas wie eine neue politische Erfahrung hier und jetzt möglich werden.

7. November 2024

Übersetzt aus dem italienischen Original von Bonustracks.  

Chile: Ein Tod während einer Aktion ist ein ewiger Aufruf zum Kampf

Brief an die Genossen von Kyriakos und Marianna.

Kyriakos hat uns verlassen, er ist letzten Donnerstag in einer Wohnung gestorben. Marianna liegt schwer verletzt im Krankenhaus von Evangelismos. Beide anarchistischen GenossInnen waren in verschiedenen Szenarien des Kampfes präsent. Wir nehmen die Nachricht mit Traurigkeit und Verbundenheit auf, denn der letzte Atemzug ihres Lebens könnte auch der letzte von mehreren von uns gewesen sein. Unsere Gefühle können nicht mehr sein als große Zuneigung und Bewunderung, weil wir wissen, dass diejenigen, die den Weg der anarchistischen Offensive gehen, wertvoll und einzigartig sind in ihren Eigenschaften, Widersprüchen und Beiträgen zum Kampf.

Unsere Zeit ist geprägt von der Normalisierung des Krieges und des Todes im Dienste von Konflikten zwischen Mächten, wobei der Verlust zu einer Ziffer wird und die Namen und Identitäten vergessen werden. Andererseits vergessen wir in diesem, unserem Krieg gegen die Macht, kein Gesicht und keinen Namen. Von nun an wird jeder 31. Oktober ein Tag sein, an dem wir, die Anarchisten der Welt, aufgerufen sind, einen Schritt nach vorne zu machen und die Waffen gegen die Staaten, das Kapital und die Autorität zu ergreifen, um den Horizont der Anarchie und der Freiheit durch den Angriff international zu verflechten. Keiner unserer Toten wird ein Hinweis auf eine alte Geschichte sein, sie sind die Gegenwart der Aktion und des Kampfes.

Wir können uns schon jetzt vorstellen, womit die Genossinnen und Genossen konfrontiert sind: plumpe Pressemitteilungen, reißerische Bilder, unzutreffende Theorien, Repression und Überwachung. Angesichts dessen ist es dringend notwendig, den groben Lügen entgegenzutreten: Es ist genau der richtige Moment, unsere Geschichte zu erzählen und sie stolz und kämpferisch zu verteidigen.

Kürzlich erlitten etwa dreißig junge Kämpfer einen Brandunfall, als sie an einem Tag des Straßenkampfes einer Oberschule in Santiago de Chile (INBA) teilnahmen. Mehrere von ihnen schweben noch immer in Lebensgefahr. Das Echo aus der Umgebung war überwältigend: Viele Menschen haben sich gemeldet, um Blut zu spenden, es gab Solidaritätsaktionen, um Geld zu sammeln, und es gab mehrere Propagandaaktionen auf der Straße, während wir uns gleichzeitig gegen die Schikanen der Polizei in den Krankenhäusern wehrten, wo unsere jungen Genossen Minute für Minute um ihr Leben und ihre Genesung kämpfen.

Wir sagen euch das, weil wir den Schmerz fühlen und verstehen, der unerwartet auftaucht und alles überflutet, Wunden, die sich in der Hitze der Stunden zu verwandeln scheinen, sich in ein Labyrinth ohne Ausweg zu transformieren scheinen. Aber genau hier und in diesen Momenten müssen wir hinausgehen, um dem unkontrollierbaren und rasenden Flug nach Freiheit entgegenzukommen, ohne Hemmungen oder Verwirrung. Indem wir das Echte, Prekäre und schwer Errungene durchqueren, haben wir die Unsitte erlernt, auch dann zu verharren, wenn die Hindernisse kolossal zu sein scheinen, indem wir uns durch die Tatsache bestätigen, dass unsere einzige Niederlage darin besteht, es nicht zu versuchen.

Aufrührer, Nonkonformisten, Unruhestifter, Unbeugsame, Unermüdliche, Jähzornige: Lasst uns vorwärts drängen und unserem Wunsch nach Umsturz der bestehenden Ordnung mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln des Kampfes Nachdruck verleihen. Wir grüßen mit Zuneigung und Zärtlichkeit eure Familien, Genossen, Freunde und Nahestehenden und wissen, dass wir von Chile bis Griechenland unsere Solidarität in diesen schwierigen Momenten zeigen.

Anarchistischer Genosse Kyriakos: Anwesend!

Kraft und Mut für die Genossin Marianna Manoura.

Solidarität mit den Verhafteten und Verfolgten.

Vorwärts die anarchistische Stadtguerilla.

Nueva Subversión

Células Revolucionarias Nicolás Neira

Fracción Autonómica Cristián Valdebenito

Células Revolucionarias Mauricio Morales

Grupo de Acción 6 de Julio

Grupo Antiespecista Emilia Bau

Célula Insurreccional por el Maipo

Célula Sediciosa Santiago Maldonado

Grupo de Afinidad 25 de Julio

Übersetzt von Bonustracks aus der englischsprachigen Version, die auf anarchist news am 7. November 2024 erschienen ist.