Lasst uns am 31. Januar Paris als Faustpfand nehmen!

Machen wir den 31. Januar zu einem historischen Datum. Ausbrechen, Überschwemmen, Blockieren: Es geht darum, entschlossen zu sein!

AUSBRECHEN 

An der Pariser Demonstration vom 19. Januar nahmen über 400.000 Menschen teil. Diese erste Schlacht im Krieg um die Renten war ein quantitativer Erfolg. Diejenigen, die während der Revolte der “Gilets Jaunes” den Kopf in den Sand gesteckt hatten, verängstigt durch ihren ungeordneten Aufstand oder verschanzt in ihren sektoralen Kämpfen, waren endlich wieder auf der Straße vereint. Und das aus gutem Grund: Jede/r von uns ist betroffen.

Unsere Zahl war zwar beeindruckend, aber unsere Kompaktheit machte uns auch verwundbar. Eine Salve Tränengasgranaten auf dem überfüllten Place de la République hätte zu einer tragischen Massenpanik geführt. Die Polizei war sich dessen bewusst und hatte sich darauf vorbereitet, indem sie eine alternative, parallele Route eröffnete, um die offizielle Route zu entlasten und den Demonstranten die Möglichkeit zu geben, zu marschieren.

ÜBER DIE UFER TRETEN

Mehr als eine Demonstration war es ein Überschwappen in Raum und Zeit: Um 20 Uhr strömten immer noch Demonstrationszüge auf den Place de la Nation. Das Dispositiv der Polizei musste im Eifer des Gefechts gelockert werden: aufgeweicht, regelmäßig überfordert, hielt es manchmal nur durch seine Gewalt stand. Zunächst auf dem Boulevard Beaumarchais, dann auf der Avenue Daumesnil, als die Nacht hereinbrach. Da die Konflikte nicht der Situation angemessen waren, brach das Dispositiv der Polizei nicht zusammen.

Dies berührt das grundlegende Problem der Mobilisierung vom 19. Januar, die zwar quantitativ erfolgreich, qualitativ aber gescheitert war. Nach so vielen zaghaften gewerkschaftlichen Mobilisierungen und verpassten Rendezvous zwischen der Linken und der Straße haben wir uns vom Andrang überraschen lassen. Es gab etwas Gelbwestenhaftes in den Seitenstraßen und in dem Verschiebespiel zwischen den Demonstrationszügen, das dort stattfand. Aber wir blieben brav. Warum ist unsere Wut nicht explodiert? Warum hat der überlaufende Fluss nur demonstriert und ist nicht überlaufen?

ZUSCHLAGEN

Wir sahen uns an, wir erwarteten uns, und wir verpassten die Gelegenheit. Aber wir werden denselben Fehler nicht zweimal machen. Wenn wir am 31. Januar so zahlreich auf die Straßen von Paris strömen und über die offizielle Begrenzung der Route hinausschießen sollten, dann hätten wir eine historische Chance, Macron zum Einlenken zu bewegen – zuerst bei den Renten und vielleicht auch darüber hinaus. Um dies zu erreichen, sollten wir :

Von einem Demonstrationszug zum nächsten zu wechseln, um das Polizeiaufgebot zu belästigen und zu desorganisieren. Straßen blockieren und verbarrikadieren, die den Ordnungskräften entrissen oder zugestanden wurden, um die Demonstration zu entlasten. Geöffnete Geschäfte zwingen, aus Solidarität mit den Streikenden die Rollos herunterzulassen, indem sie die Beschäftigten auffordern, die Arbeit niederzulegen und sich dem Demonstrationszug anzuschließen. 

Supermärkte von Champagner und Edelboutiquen von Luxusartikeln befreien und diese auf der Straße verteilen. Uns von der festgelegten Route abwenden und treiben lassen – nach Westen, zum Stadtrand, zu einem Bahnhof, einem Einkaufszentrum, einem Luxushotel, einem Rathaus… Kurzum, jede Parallelstrecke in eine neue Frontlinie verwandeln, den Feind überall und immer erschöpfen. Nachts sind alle Katzen grau. Lasst uns ein fröhliches Durcheinander anrichten!

WIE EIN STRATEGE DENKEN, WIE EIN BARBAR HANDELN

NACH PARIS DIE GANZE WELT


Dieser Text wurde im französischen Original am 27. Januar 2023 auf Paris Luttes Infos veröffentlicht.