An der Seite von Alfredo, an der Seite derer, die kämpfen.
16.30 Uhr, Piazza Solferino, Turin.
Das Urteil des Kassationsgerichtshofs vom vergangenen Freitag ist ein Todesurteil: Alfredo Cospito muss im 41bis bleiben und dort sterben. Damit ist wohl das letzte (juristische) Kapitel in dieser berüchtigten und tragischen Angelegenheit abgeschlossen und ein Vorher und ein Nachher zeichnet sich ab. Die Rache des Staates, in ihrer brutalsten und hinterhältigsten Form, ist vollzogen. Mehr als 130 Tage Hungerstreik von Alfredo Cospito, der mit Großherzigkeit und Würde sein ganzes Leben aufs Spiel gesetzt hat, um sich einer repressiven Abscheulichkeit wie dem 41bis und der menschenfeindlichen lebenslangen Haft zu widersetzen. Ein Kampf, der von seinem Körper ausgeht, sich aber auf den gesamten repressiven Kontext Italiens ausdehnt, die Spitze eines Eisbergs, der zu groß geworden ist und aus repressiven Operationen, Zwangsräumungen, Anträgen auf Sonderüberwachung, Massakern in den Gefängnissen und CPR (Abschiebezentren) besteht. Ein frontaler und lang anhaltender Angriff des Staates und seiner Apparate nicht nur gegen die anarchistische Konfliktualität, sondern gegen jede kritische Subjektivität gegenüber der aktuellen Situation und der auf Ausbeutung und Unterdrückung basierenden kapitalistischen Gesellschaft. Eine Kriegserklärung, ohne Wenn und Aber.
Aber auch wenn der Staat einen Krieg führt, haben wir eine Menge hinter und ebenso vor uns: eine einzigartige, monatelange Mobilisierung, die in der Lage ist, die absolute Dringlichkeit einer Kritik an dem 41bis und lebenslanger Haft wieder in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte zu stellen. Eine Kampagne, die die Grenzen sowohl der anarchistischen Bewegung als auch der allgemeineren Antifa-Bewegung überschritten hat, die in der Lage war, verschiedene Subjektivitäten und politische Praktiken in diesem Land zu verknüpfen, und die uns ein Erbe hinterlässt, das mit Radikalität und Intelligenz weitergeführt werden sollte. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wird substanziell über 41bis gesprochen oder zumindest der Versuch unternommen, dies zu tun, über seine totale Unmenschlichkeit und Unsinnigkeit und über die Willkür der Repressionsstrategie des Staates durch sein Strafrecht. Das Vermächtnis dieses Kampfes hängt von uns ab, von unserer Fähigkeit, diese Repressionsspirale zu durchbrechen und die Gelegenheiten für Konfrontationen, Aufstände und Kämpfe zu nutzen, die mit Alfredos Hungerstreik begonnen haben.
Dafür müssen wir bei der nationalen Demonstration am Samstag, den 4. März in Turin dabei sein, wir alle, niemand ist ausgeschlossen. Der Kampf ist hier nicht zu Ende. Für Alfredo, für uns alle.
Übersetzt vom Blog von Radio Blackout.