Am Montag werden viele von uns in Paris sein, die geografisch und politisch von hier und da kommen, um sich unter die marschierenden Gewerkschaftsumzüge zu mischen. Natürlich kennen wir die Strecke auswendig. Und wir werden unsere Freude daran, Schaufenster zu zerschlagen, Lanvin zu plündern, in Stromkästen Feuer zu machen, Fackeln in Schaltschränke zu werfen, brennende Mülltonnen unter Glasfaserkabel zu schieben und Angreifer einzuseifen, und uns dabei nicht zurückhalten. Es leben die Nachzügler! Es leben die Arbeitslosen! Aber wir werden nicht all unsere verbleibende Kraft einsetzen.
Zunächst einmal, weil wir uns in diesen von Polizisten gesäumten Straßenabschnitten körperlich eingeschränkt fühlen. Übrigens, wann haben wir das letzte Mal eine Kompanie Bullen während eines von den Gewerkschaften und der Präfektur geregelten Marsches in Paris überrumpelt?… Und zweitens, weil wir finden, dass die Zeitspanne zwischen République und Nation zu kurz ist. Kurz gesagt, weil wir auch Lust haben, von diesem Terrain abzuweichen, von der Logik des festen Blocks.
In den letzten Wochen haben wir uns mehrmals nachts auf der Straße getroffen. Es gab zwar einige Versuche, Anführer der Bewegung zu spielen (es gibt immer welche, die es versuchen), um sich den Anschein zu geben, die Feierlichkeiten um die Müllfeuer herum zu organisieren und Entscheidungen an den Straßenecken zu erzwingen. Aber ehrlich gesagt musste man nicht auf sein Handy, Insta-Accounts, Tweets und dergleichen schauen, um zu wissen, wo sich Leute versammelten: Es war entweder um Les Halles, um die Bastille oder um Saint-Lazare. Und vor allem hatten wir nicht wirklich Lust, auf einen Aufruf zu reagieren, dem wir folgen sollten.
In der Nacht zum 1. Mai werden wir genug sein: Wo immer wir hingehen, wo immer wir schon Gewohnheiten angenommen haben und wo immer wir neue Gewohnheiten annehmen werden, wir werden nicht allein sein!
Lassen wir uns auf den Instinkt ein! Sobald man sich im tatsächlichen Raum der Straßen wiederfindet, ist alles offen, man fühlt sich regelrecht wohler. Alles ändert sich, angefangen bei den Stimmungslagen, deren Bandbreite größer ist. Selbst das Verhältnis zur eigenen Angst ist anders. Man wechselt das Terrain. Jeder greift nach Belieben an, was der Herrschaft dient. Wenn uns die Polizei auf Motorrädern und mit anderen behelmten Kreaturen in den Rücken fällt, fliehen wir, und dann sind wir wieder ein Stück weiter weg von ihnen. Was nicht heißt, dass einem dieser Kreaturen nicht die Fresse eingeseift wird. Und das Terrain verändert sich ständig. Bei plus/minus hundert oder tausend Leuten, die sich an verschiedenen Orten der Stadt bewegen, gibt es immer mehr Gelegenheiten, die man nutzen kann.
Es ist ein dekomprimierter Aufstand, den wir erleben wollen! Ausgedehnt im Raum, verlängert in der Nacht. Und nicht von einer festgefahrenen Vorstellungskraft eingefangen, die in einem Front gegen Front-Spiel auf dem Feld, das der Gegner aufzwingt und beherrscht, erstarrt ist. Ein Aufstand, den wir uns gegenseitig erzählen müssen, weil wir nicht alle denselben erlebt haben. Denn in einer Menschenmenge, die keine einheitliche Masse bildet, können alle Arten von Abenteuern auftreten. Solche, die wie bereits erlebte Abenteuer aussehen, und solche, die wie nichts Bekanntes erscheinen. Vor allem wegen der letzteren wollen wir heute Nacht auf der Straße bleiben.
Bis später!
Anonym veröffentlicht am 27. April 2023 auf Nantes Indymedia, übersetzt von Bonustracks.