Franco Piperno
Wir veröffentlichen eine Erinnerung an Toni Negri, geschrieben von Franco Piperno, verlesen anlässlich der Trauerfeier am 3. Januar in der Laienkapelle des Père Lachaise. (Machina)
Mitte Dezember, an einem jener Morgen, an denen der Himmel eine verlorene Sonne zu begrüßen scheint, starb der Genosse Toni Negri in Paris.
Seit seinem Tod ist viel über Toni geschrieben und gesagt worden, vielleicht hätten wir in manchen Fällen gemeinsam über einen seiner heftig-ironischen Witze gelacht. Ich möchte mit Ihnen nur ein paar Erinnerungen teilen und die Analyse des theoretisch-politischen Weges auf ein anderes Mal verschieben. Die erste ist die von Toni in einem Physiklabor, er war neugierig zu verstehen, er genoss es und jedes Mal, wenn etwas, das vorher unverständlich war, klar wurde, zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab: Verstehen war für ihn ein sinnliches Vergnügen.
Im Gegensatz zu vielen, die sich in der Akademie verschanzen und versuchen, die Karriereleiter hinaufzuklettern und Auszeichnungen zu ergattern, ging es ihm um die Einsicht, sich gegen ein ungerechtes System zu verschwören und zu handeln; das System, in dem wir leben. Toni hatte Fehler, aber er war kein Opportunist, er war vielmehr manchmal von den falschen Dingen überzeugt, aber er glaubte an diese Dinge und das hat ihn irgendwie “entlastet”. Vielleicht sollte man, um Toni zu ehren, über die Grenzen des Gedenkens hinausgehen, um den Weg des Angriffs auf den Himmel trotz allem immer wieder zu beschreiten. Toni suchte unermüdlich mit anderen nach Wegen, um zu reagieren und zu kämpfen, er suchte Mitstreiter, Verbündete in dem Versuch, die Welt zu verändern, ohne die Freude zu verlieren, etwas, das zu seinem Rüstzeug für den Kampf gehörte. Ich erinnere mich an seine späten Nächte, in denen er für die Zeitung in Mailand schrieb, an seine Witze bei Versammlungen. Es war eine verzweifelte Freude in ihm. Wir sagten uns am Telefon, dass wir unter anderem über unsere Misserfolge in der Welt des Gesundheit schreiben sollten.
Das heißt, dass die Kapitulation nicht auf der Tagesordnung stand, trotz wiederholter Versuche, uns verschwinden zu lassen oder zum Schweigen zu bringen. Ich vermisse ihn, ich fühle mich reduziert, aber gleichzeitig hatte ich, wie andere auch, das Glück, Zeit und Ideen mit ihm zu teilen. Sie werden verstehen, dass man Zeit braucht, um den Tod eines Genossen wie Toni zu verarbeiten. In der Zwischenzeit umarme ich alle, die ihn liebten und schätzten, ganz herzlich. Franco.
Erschienen am 25. Januar 2024 auf Machina, ins Deutsche übertragen von Bonustracks.