Gloria Truly Estrelita, Jim Donaghey, Sarah Andrieu und Gabriel Facal
Angesichts der Proteste in den letzten Tagen auf Indonesien, die zu stundenlangen Straßenschlachten und einer versuchten Erstürmung des Parlaments führten, an dieser Stelle eine grobe (relativ aktuelle, 2022) Übersicht über die Geschichte der anarchistischen Bewegung auf Indonesien, die in den letzten Tagen ein wichtiger Faktor auf der Straße war. Bonustracks
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In der indonesischen Sprache ist der Begriff „anarki“ ein Synonym für das randalierende Verhalten unterschiedlichster Gruppen, von islamischen Fundamentalisten bis hin zu Fußballfans. Der Staat hat bei der Gestaltung dieses populären Diskurses über Anarchie als Chaos eine Rolle gespielt, u. a. durch die Einrichtung einer „Anti-Anarchie“-Polizeieinheit im Jahr 2011, die sich gegen Ausschreitungen religiöser Mobs richtete (diese Polizeieinheit war selbst eine Umsetzung der prozeduralen Definition des indonesischen Staates von „anarki“, siehe deren „Prosedur Tetap (Protap) Anti Anarki“ vom Oktober 2010 (Lastania et.al 2010)). In den letzten Jahren hat der Staat seinen Diskurs dahingehend verschoben, dass er Anarchismus als eine Form des populistischen Terrorismus mit angeblichen Verbindungen zum Kommunismus bezeichnet, der in Indonesien nach wie vor stark tabuisiert ist und in seiner marxistisch-leninistischen Ausprägung immer noch offiziell vom Staat geächtet wird (Guritno 2022). Die Behörden verwenden den Begriff „anarko-sindikalis“, um diese Form des Anarchismus von den „anarki“ der anderen Randalierer zu unterscheiden, und als solche identifizierte Gruppen werden verfolgt. Dieses aktuelle Szenario und die seit langem bestehende „rote Angst“ in Indonesien bedeuten, dass es nach wie vor heikel ist, über die anarchistische Bewegung zu sprechen.
Anarchismus im Kontext von Antikolonialismus und Nationalismus in Indonesien
Die anarchistische Bewegung in Indonesien ist weit von den Stereotypen entfernt, die vermittelt werden, und besteht aus verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Ideen und Praktiken. Analysten des politischen Lebens in Indonesien stellen fest, dass pragmatische Fragen häufig Vorrang vor ideologischen Erwägungen haben (Rosanti 2020). Politische Parteien und Gewerkschaften organisieren sich auf der Grundlage von Religion, Regionalität oder ethnischer Identität und stützen sich auf bereits bestehende gesellschaftliche Netzwerke. Trotz der Demokratisierungsreformen nach dem Sturz des Suharto-Regimes 1998 wird jede Form von fortschrittlicher Politik verdächtigt, sozialistisch orientiert zu sein, und von den Geheimdiensten und ihren lokalen zivilen Unterstützern genau überwacht (Honna 1999: 121).
Dies war nicht immer der Fall. Während der Unabhängigkeitskämpfe im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert hatte der Anarchismus Einfluss auf das antikoloniale Denken und erreichte Indonesien zusammen mit dem Aufschwung des Kommunismus und Nationalismus unter dem Regime von Niederländisch-Ostindien (Satria Putra 2018; Nugroho 2021). Das erste Buch, in dem „anarchistische“ Tendenzen in Niederländisch-Ostindien beschrieben wurden, war der Roman Max Havelaar, der 1860 von Eduard Douwes Dekker unter dem Namen „Multatuli“ geschrieben wurde. Das Buch übte scharfe Kritik an der Kolonialregierung von Niederländisch-Ostindien, und das Werk inspirierte viele Anarchisten (Satria Putra 2018). Multatulis Kampf wurde dann von seinem Enkel Ernest François Eugène Douwes Dekker fortgesetzt, der sich auf einer Europareise Anfang der 1910er Jahre mit Radikalen zusammenschloss, die für die Befreiung der Kolonien kämpften.
Während des Ersten Weltkriegs, im Jahr 1916, berichtete die niederländische Ostindien-Zeitung Soerabaijasch Nieuwsblad über einen Sabotageakt, der von einem jungen anarchistischen Marinesoldaten geleitet wurde (Blom 2004). Dies stand im Einklang mit den zahlreichen Antikriegspropaganda Werken jener Zeit, die in Niederländisch-Ostindien vor allem von christlichen Anarchisten und Tolstoysanern verbreitet wurden (es ist bemerkenswert, dass E.F.E. Douwes Dekker selbst Jesus Christus als Freiheitskämpfer und „großen Anarchisten“ bezeichnete (Van Dijk 2007)).
Die anarchistische Bewegung in Niederländisch-Ostindien wurde in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg auch von chinesischen Anarchisten beeinflusst, und Aktivisten in Indonesien unterhielten enge Kontakte zu Anarchisten in China, auf den Philippinen und in Britisch-Malaya. Die chinesischen anarchistischen Bewegungen gründeten ab 1909 in ganz Niederländisch-Ostindien Lesehäuser, die zahlreiche Zeitungen herausgaben und zu einer losen politischen Vereinigung wurden, die sich gegen die niederländischen Behörden stellte.
Anarchistisches Gedankengut erregte auch die Aufmerksamkeit mehrerer junger indonesischer Studenten in den Niederlanden, die später Kontakte zu lokalen niederländischen Anarchisten aufbauten. Zu ihnen gehörte der erste Premierminister der Republik Indonesien, Sutan Sjahrir (Damier & Limanov 2017, Mrázek 1994). Diese jungen Studenten knüpften Verbindungen zu linken politischen Kräften und beteiligten sich an der Arbeit der Internationalen Liga gegen Imperialismus und koloniale Unterdrückung, auch bekannt als Antiimperialistische Weltliga (Satria Putra 2018).
Mit Anklängen an die heutige Situation in Indonesien nutzte die Kolonialregierung die Bezeichnung „Anarchisten“, um diejenigen zu verhaften, die die Regierung kritisierten. So verhafteten die niederländischen Behörden 1927 mehrere Mitglieder von Sarekat Ra’jat (früher bekannt als Sarekat Islam Merah oder Red Islamic Association), die des Anarchismus für schuldig befunden und anschließend nach West-Papua verbannt wurden (Suryomenggolo 2020).
Seit den 1920er Jahren übte die Kommunistische Partei Indonesiens (Partai Komunis Indonesia, PKI) ihren Einfluss auf lokaler Ebene aus und festigte eine starke Basis in der Bevölkerung, insbesondere nach der Unabhängigkeitserklärung Indonesiens im Jahr 1945. Sie war einer der großen Gewinner der ersten Parlamentswahlen von 1955 und wuchs in den 1960er Jahren zur drittgrößten kommunistischen Partei der Welt mit drei Millionen Mitgliedern und einer Reihe von Satellitenorganisationen an der Basis heran (Lev 2009). Nachdem der nationalistische Präsident Sukarno von der verdeckten Beteiligung der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs an den Aufständen von 1957-1961 (Conboy und Morrison 2018) und ihrer Einmischung in die indonesisch-malaysische Konfrontation von 1962-1966 (Wardaya 2008) erfahren hatte, unterstützte er die antiwestliche Position der PKI. Im weiteren Kontext des Kalten Krieges führte dies dazu, dass andere politische Parteien, rechtsgerichtete Armeeführer und westliche Regierungen befürchteten, die Kommunisten würden das Land übernehmen.
Obwohl Sukarno einige linke Gruppen unterstützte, sympathisierte er nicht mit der anarchistischen Bewegung (auch wenn er in seinen Reden häufig die antikolonialen Schriften von Michail Bakunin zitierte (Danu 2015)). Zu Beginn von Sukarnos politischer Laufbahn, im Jahr 1932, veröffentlichte er einen Artikel mit dem Titel „Anarchismus“ in der Tageszeitung Fikiran Ra’jat (oder Volksgedanke), der Zeitung der Indonesischen Nationalistischen Partei (PNI). Darin brachte Sukarno seine Ablehnung der Anarchisten und deren Ablehnung des Staates und des Patriotismus zum Ausdruck. Obwohl er den Anarchisten in ihrem Kampf gegen den Kolonialismus zustimmen konnte, war Sukarno in erster Linie Nationalist und Staatsmann.
Das anarchistische Denken hatte einen weitreichenden Einfluss. Selbst die bekennend marxistisch-leninistische PKI brachte in den 1920er Jahren in den Leitartikeln ihrer Zeitschrift Koran Api Zitate von Bakunin – obwohl der Autor, Herujuwono, ein Parteivorsitzender in Zentraljava, 1926 von Darsono, einem der PKI-Gründer, beschimpft wurde, weil er die ideologische Reinheit der Partei verunreinigte. Diese Episode verdeutlicht jedoch die beträchtliche Heterogenität der Linken in Indonesien, die im Rahmen des übergreifenden antikolonialen Kampfes zu einer erheblichen gegenseitigen Befruchtung von Ideen in verschiedenen politischen Milieus führte (Satria Putra 2018).
Die Unterdrückung der Linken und das Wiederauftauchen des Anarchismus
Die Tragödie von 1965-1966 hat den politischen Weg der PKI und anderer linker Gruppen in Indonesien brutal unterbrochen. Am 30. September 1965 übernahm das Militär unter Generalmajor Suharto als Reaktion auf die Ermordung hochrangiger Armeeoffiziere die Kontrolle über das Land und beschuldigte die PKI und die ihr angeschlossenen Gruppen, für das Attentat verantwortlich zu sein. Die bedeutendste antikommunistische Säuberungsaktion des modernen Indonesiens wurde auf dem gesamten Archipel durchgeführt. Im Jahr 2016 schätzte das Internationale Volkstribunal die Zahl der bei den Gräueltaten getöteten Menschen einvernehmlich auf 500 000 (IPT-Bericht 65 2016).
Unmittelbar nach der Machtergreifung verteufelte das Regime der Neuen Ordnung von General Suharto in seiner Propaganda den Kommunismus und verbot linke Philosophie, Politik und Bildsprache (Estrelita 2010). In einem Land, in dem Religion obligatorisch war und direkt mit politischer Macht verbunden war, hatte die Verquickung von Kommunismus und Atheismus eine starke Wirkung. Staatliche Institutionen und die Bevölkerung selbst waren täglich in Repressionen miteinbezogen, die Indonesien in eine antikommunistische Überwachungsgesellschaft verwandelten.
Nach dreißig Jahren der Unterdrückung und Marginalisierung unter dieser weit verbreiteten „roten Angst“ tauchte der anarchistische Aktivismus in den 1990er Jahren wieder auf. Seine Wiederbelebung wurde durch Studentenbewegungen auf dem gesamten Archipel und insbesondere durch die Punk-Gegenkultur gefördert (Satria Putra 2018; Anjani 2020). Zu dieser Zeit war Anarchismus gleichbedeutend mit Punk – die Punk-Gemeinde erfuhr vom Anarchismus durch die Songtexte anarchistisch engagierter Punk-Bands und durch punk-anarchistische Zines aus den USA und Europa, die von reisenden Punks nach Indonesien gebracht und dann kopiert und weiterverteilt sowie in lokal produzierte Zines übersetzt wurden (Donaghey 2016). In den darauffolgenden Jahren wurde der Anarchismus-Diskurs breiter gefächert, beeinflusste Aktivisten, Studenten und Arbeiter und erreichte schließlich eine breitere Gesellschaft mit unterschiedlichen Hintergründen.
Während der politischen Umwälzungen gegen das Regime der Neuen Ordnung in den späten 1990er Jahren bekannten sich viele anarchistische Sympathisanten zur Antifaschistischen Front (Front Anti-Fasis, FAF), die 1997 in Bandung gegründet wurde und Punks, Straßenkinder [anak jalanan] und Kleinganoven [preman] zusammenbrachte. Einige FAF-Mitglieder traten 1999 in die sozialistische Demokratische Volkspartei (PRD) ein (F. Putra 2022), aber dies war eine enttäuschende Erfahrung für die anarchistisch gesinnten Aktivisten, und die Meinung derjenigen, die sich von der PRD ferngehalten hatten, wurde bestätigt – sie hatten die ganze Zeit argumentiert, dass der Eintritt in die Parteipolitik zur Kooptation und zur Unterdrückung kritischer Äußerungen führt (anonymer Interviewpartner 2022).
Front Anti Fasis um 1998.
Selbst innerhalb dieses Bündnisses setzten die FAF-Anhänger ihren Untergrundaktivismus autonom fort. Im Dezember 1999 und Februar 2000 trafen sie sich mit Punk-Gruppen in Yogyakarta und gründeten das Jaringan Anti Fasis Nusantara (JAFNUS, oder Archipel-weites antifaschistisches Netzwerk), das anschließend von der Bürgerwehr Gerakan Pemuda Ka’bah (oder GPK) unterdrückt wurde, die die Aktivisten beschuldigte, Kommunisten zu sein (anonymer Interviewpartner 2022).
Ein späterer Versuch, anarchistische Gruppen in einem Netzwerk zu konsolidieren, war die Gründung des Jaringan Anti-Otoritarian (JAO, oder Anti-Authoritarian Network) im Jahr 2006 (F Putra 2022). Neben seiner Rolle als Sammelpunkt für die großen Maidemonstrationen in den Jahren 2007 und 2008 (letztere wurde von der Polizei stark unterdrückt) und der Einführung der Taktik und Ästhetik des Schwarzen Blocks verknüpfte der JAO-Verband die sich überschneidenden Kämpfe des Antiautoritarismus, des Antikapitalismus, des Antistatismus, des Nichtsektierertums, des nichtreligiösen Revivalismus, des Antirassismus, des Föderalismus, der Autonomie und der Ökologie.
Aus den anschließenden Kämpfen und gruppenübergreifenden Treffen entstand 2014 das Workers’ Power Syndicate, das 2016 zur Gründung der Anarcho-Syndikalistischen Arbeiterbruderschaft (Persaudaraan Pekerja Anarko Sindikalis, PPAS) führte – der ersten anarchosyndikalistischen Organisation in Indonesien seit dem Sturz der Neuen Ordnung. Sie beteiligten sich an den massiven Maiprotesten 2018 und 2019 (F Putra 2022) sowie an den Protesten gegen das so genannte „Omnibus-Gesetz“ zur Arbeitsreform im Jahr 2020 und trugen zu Unruhen bei, die die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zogen und die Polizei erneut alarmierten.
Innerhalb dieser sich entwickelnden Gruppen und Netzwerke und darüber hinaus haben sich Anarchisten in einem breiten Spektrum von Aktivitäten engagiert, darunter: Betrieb von Infoshops, Herausgabe von Büchern, Flugblättern und Zines, Solidaritätsaktionen mit lokalen Gemeinschaften, Boykott- und Sabotageaktionen, Demonstrationen und Blockadeaktionen sowie künstlerische Interventionen. Wichtige Teile der Bewegung engagieren sich für städtische Arbeiter, ländliche Bauerngemeinschaften oder Bevölkerungsgruppen, die unter Landraub und Umweltzerstörung leiden. Die Verbreitung von Wanderbibliotheken (oder perpustakaan jalanan), die seit 2009 in Bandung entstanden sind und sich auch anderswo ausgebreitet haben, verdeutlicht den Schwerpunkt auf Bildung. Diese Bibliotheken bieten auch kostenloses Essen an, und zwar über öffentliche Küchen (oder dapur umum), die unter dem Banner Food Not Bombs organisiert werden (Damier und Limanov 2017). Die 2014 gegründete Website Anarkis.org [wird nicht mehr aktualisiert, d.Ü.) dient ebenfalls als wichtige Ressource für die Selbstbildung und kritische Diskussion innerhalb der Bewegung.
Anarchistische Gruppen in Indonesien sind durch landestypische Besonderheiten wie das Konzept des Familientums und seine besondere Dynamik hierarchischer zwischenmenschlicher Beziehungen gekennzeichnet. Diese strukturelle Dimension prägt den Dialog zwischen mobilisierten Gemeinschaften und anarchistischen Gruppen, die gezwungen sind, bestimmte Machtverhältnisse auszuhandeln. Das Vorherrschen der Religion und die Verbindung zur Spiritualität sind für einige Anarchisten ebenfalls eine Mobilisierungsquelle. In einem Land, in dem Atheismus nicht akzeptiert wird, praktizieren viele Mitglieder der Bewegung Religion, und indonesische Anarchisten sind in der Regel flexibler als ihre europäischen Genossen – sie erkennen oft das anarchistische „Keine Götter, keine Herren“-Ideal an, unterstützen aber auch religiöse Minderheiten wie die Schiiten oder Ahmadi (anonymes Interview 2022).
In den traditionellen Kulturen des indonesischen Archipels gibt es zahlreiche Beispiele für gegenseitige Hilfe (lokal als gotong royong bekannt), horizontale Solidarität und Autonomie, auch wenn dies natürlich nicht als „Anarchismus“ bezeichnet wurde. Indigene Gemeinschaften wie die Samin, die Kajang, die Dayak, die Tanimbar oder die Kanekes verkörpern diese anarchistischen Praktiken durch ihre kollektive Lebensweise und ihren Rückzug vom Staat oder ihren Widerstand gegen ihn. In dieser Sichtweise ist es nicht der Anarchismus, der aus dem Ausland importiert wurde, sondern der Staat selbst. Diese Interpretationen werden durch Interaktionen zwischen Anarchisten und den inspirierenden traditionellen Gemeinschaften bereichert.
Anarchismus unter Repression und die Bedeutung zeitgenössischer anarchistischer Kritiken
Heute, nach 60 Jahren nationalistischer und antikommunistischer Propaganda und trotz der Rückkehr der Demokratie im Jahr 1998, werden fortschrittliche Ideen als potenzielles Wiederaufleben des Gespenstes des Kommunismus hart unterdrückt. Dies ist der Fall bei den großen Volksmobilisierungen, die seit Mai 2019 immer häufiger gegen die Politik des Geldes, der Korruption und des Autoritarismus protestieren. Das aktuelle Schreckensetikett der Wahl ist der „Anarcho-Syndikalismus“, der als moralisch abweichender und konspirativer Nebel dargestellt wird, der die öffentliche Ordnung bedroht (Maharani 2019). Im Jahr 2019 erklärten die Polizeibehörden Anarchosyndikalisten für die Mai-Unruhen in mehreren Großstädten verantwortlich. Während der Covid-19-Pandemie gab die nationale Polizei bekannt, dass Anarchosyndikalisten Angriffe auf öffentliche Einrichtungen in ganz Java organisiert hätten (Velarosdela 2020; Anjani 2020). Infolge dieser Stigmatisierung erklären mehrere Stadtverwaltungen nun sogar auf öffentlich aufgestellten Bannern ihre Ablehnung der Bewegung (Nugroho, 2016).
Die anarchistische Bewegung erscheint heute als die letzte lautstarke linke politische Bewegung in Indonesien, auch wenn sie eine schwache Stimme in einer politischen Landschaft bleibt, die von den traditionellen Parteien dominiert wird, die mit Oligarchien, religiösen Organisationen und Unternehmenskonsortien verbunden sind. Die beiden Amtszeiten des derzeitigen Präsidenten Joko Widodo haben fortschrittliche Ideen weiter an den Rand gedrängt, die Ungleichheit vergrößert, die Macht des Militärs gestärkt und kaum etwas gegen die Umweltkatastrophe unternommen. Aber anarchistische Analysen sind besonders gut geeignet, die systemischen Dimensionen zu artikulieren, die der heutigen indonesischen Gesellschaft zugrunde liegen, und ihre Stimme ist daher von entscheidender Bedeutung.
Anmerkungen
Anjani, Kirana. Kaus Hitam dan Paranoia Negara: Stigmatisasi dan Pelanggaran Hak Kelompok Anarko-Sindikalis. Indonesia: Lokataru Foundation, 2020.
Blom, Ron, & Stelling, Theunis. Niet voor God en niet voor het Vaderland. Linkse soldaten, matrozen en hun organisaties tijdens de mobilisatie van ’14-’18. Amsterdam: Aspekt, 2004.
Damier, Vadim & Limanov, Kirill. ‘Anarchism in Indonesia’. libcom.org, 14 November 2017. https://libcom.org/article/anarchism-indonesia-0
Danu, Mahesa. ‘Bung Karno Dan Anarkisme’. Berdikari Online, 16 March 2015. https://www.berdikarionline.com/bung-karno-dan-anarkisme/
Donaghey, Jim. Punk and Anarchism: UK, Poland, Indonesia [PhD thesis]. UK: Loughborough University, 2016. https://repository.lboro.ac.uk/articles/thesis/Punk_and_anarchism_UK_Poland_Indonesia/9467177
Estrelita, Gloria Truly. Penyebaran Hate Crime oleh Negara Terhadap Lembaga Kebudayaan Rakyat [Master’s thesis]. Jakarta: Universitas Indonesia, 2010.
Final Report of the IPT 1965. https://www.tribunal1965.org/en/final-report-of-the-ipt-1965/
Guritno, Tatang. ‘Menyebarkan Komunisme, Marxisme, Leninisme Dapat Dipidana, Koalisi Masyarakat Sipil: Menghidupkan Orde Baru’. KOMPAS.com, 5 December 2022. https://nasional.kompas.com/read/2022/12/05/19061841/menyebarkan-komunisme-marxisme-leninisme-dapat-dipidana-koalisi-masyarakat
Honna, J. ‘Military Ideology in Response to Democratic Pressure during the Late Suharto Era: Political and Institutional Contexts’. Indonesia, 67, pp. 77-126, 1999.
Lastania, Ezther, Riky F & Jobpie S. ‘Polisi Miliki Protab Baru Anti Anarki’. tempo.co, 10 October 2010. https://metro.tempo.co/read/283651/polisi-miliki-protap-baru-anti-anarki
Lev, Daniel S. The Transition to Guided Democracy. UK: Equinox Publishing, 2009.
Mrázek, Rudolf. Sjahrir: Politics and exile in Indonesia. New York: Ithaca, 1994.
Nugroho, Pujo. Kota Merah Hitam. Indonesia: Solidaria.id, 2021.
Putra, Bima Satria. Perang yang Tidak Akan Kita Menangkan: Anarkisme dan Sindikalisme dalam Pergerakan Kolonial hingga Revolusi Indonesia (1908-1948). Indonesia: Pustaka Catut, 2018.
Putra, Ferdhi F. Blok Pembangkang: Gerakan Anarkis di Indonesia 1999-2011. Indonesia: EA Books, 2022.
Rosanti, Ratna. ‘Political Pragmatics in Indonesia Candidates, the Coalition of Political Parties and Single Candidate for Local Elections’. Jurnal Bina Praja, vol. 12, no. 2, 2020.
Suryomenggolo, Jafar. ‘Dari Sekolah Liar Hingga Anarkisme’. Historia, 23 May 2020. https://historia.id/politik/articles/dari-sekolah-liar-hingga-anarkisme-PG89B
Van Dijk, Kees. The Netherlands Indies and the Great War, 1914-1918. The Netherlands: Leiden. 2007.
Velarosdela, R. N. ‘Polisi Selidik Dalang Kelompok Anarko yang Berencana Lakukan Vandalisme Massal’. Kompas, 13 April 2020. https://megapolitan. kompas.com/read/2020/04/13/18103381/polisi- selidik-dalang-kelompok-anarko-yang-berencana- lakukan-vandalisme
Wardaya, Baskara T. Indonesia Melawan Amerika Konflik PD 1953-1963. Yogyakarta: Galangpress, 2008.
Erschienen am 19.12.2022 auf Anarchist Studies Blog, ins Deutsche übersetzt von Bonustracks.