„So fuhren wir in die Meerenge, wehklagend: hier Skylla, drüben aber schlürfte die göttliche Charybdis furchtbar das salzige Wasser des Meeres ein. Wahrhaftig, und wenn sie es ausspie, so brodelte sie ganz auf wie ein Kessel auf vielem Feuer, herumstrudelnd, und hoch auf flog der Schaum bis auf die Spitzen der beiden Klippen. Doch wenn sie das salzige Wasser des Meeres wieder verschluckte, so wurde sie, herumstrudelnd, bis ganz nach innen hinein sichtbar, und ringsher brüllte fürchterlich der Fels, und unten wurde die Erde sichtbar, schwarz von Sand.”
Die Odyssee
Homer
Zwei übersetzte Texte zur Mobilisierung gegen den Bau einer Brücke über die Meeresenge von Messina anlässlich der aktuellen Mobilisierung, die in sich die strategische Möglichkeit trägt, die gegenwärtigen diversen Kampfabschnitte zu bündeln und in einen grundsätzlichen antagonistischen Zusammenstoß zu transformieren. Bonustracks
***
12. August: Tausende bei der ‘No Ponte’ Demo in Messina
“Der letzte Sommer ohne Baustellen” für die Straße von Messina, wie von den italienischen Regierungsvertretern mit ihrer hämischen Propaganda angekündigt, markiert ein wichtiges Datum in der Volksmobilisierung gegen die Brücke über die Meerenge.
Nach den Protesten gegen Matteo Salvini am 6. Juni am Fähranleger, bei denen der italienische Minister mit Toilettenpapier beworfen wurde, dem sehr gut besuchten Umzug, der zehn Tage später die Straßen von Torre Faro überschwemmte, und dem No-Ponte-Camp in Marmora an diesem Wochenende, das mehr als hundert Teilnehmer zählte, bekräftigte die No-Bridge-Demonstration gestern Nachmittag mit Entschlossenheit den Widerstand gegen die Brücke über die Meerenge, gegen die Umweltzerstörung und die enorme Geldverschwendung, die sie verursachen würde.
Mehr als fünftausend Menschen, die aus ganz Sizilien, Kalabrien und darüber hinaus angereist waren, demonstrierten gestern Nachmittag, am Vorabend der August-Feiertage, in den Straßen des Zentrums von Messina. Viele Menschen aus der Region, von den Bewohnern der Meerenge, aber auch von den sizilianischen und italienischen Komitees, die sich gegen die Großprojekte und die Militarisierung des Gebiets wehren.
Eine neue Herausforderung: Gegen die Brücke, lasst uns unser Land verteidigen
Zwanzig Jahre sind seit der letzten großen Mobilisierung der Bevölkerung gegen die Brücke über die Meerenge vergangen. Seit jeher haben Regierungen aller Couleur die Brücke als Propagandamittel und als unverzichtbare Entwicklungsmöglichkeit instrumentalisiert, um Sizilien aus seiner “Rückständigkeit” zu retten.
Leider hat die Realität in den letzten Monaten mit Bränden, Erdrutschen, Dürren und Überschwemmungen noch offenkundiger gezeigt, wie die “Entwicklung” auf dem sizilianischen Territorium politisch gesteuert wird, eine Entwicklung, bei der die Vernachlässigung ganzer Städte, Dörfer und des sizilianischen Hinterlandes, die Desinvestitionen in wesentliche Dienstleistungen und das chronische Ausbleiben von Instandhaltung und Präventionsmaßnahmen im Mittelpunkt stehen. All das zugunsten der üblichen klientelistischen Dynamik und einer parasitären Wirtschaft, für die der Milliarden Regen, der für große (und unvollendete) Bauvorhaben bereitgestellt werden soll, zum einzigen Schwungrad für den Kapitalfluss wird und in einer Erpressung mündet, alles im Namen eines imaginären Fortschritts. Eine Erpressung, die sich, in Salvinis Worten, mit “100 Tausend Arbeitsplätzen” rühmt, während die Bewohner der sizilianischen Gebiete genau wissen, dass sie ihr Leben, ihre Gesundheit und die ökologische und soziale Verwüstung des Gebiets riskieren, wenn sich mit den falschen Versprechen von Arbeitsplätzen zufrieden geben. Aus diesem Grund ist die Brücke über die Meerenge nur ein weiterer Affront gegen die Lebensmöglichkeiten in Sizilien.
Auf dem Weg zu einer neuen Saison der Kämpfe
Gestern haben wieder viele Menschen demonstriert, um die Meerenge, die Natur und die Integrität des Territoriums zu verteidigen, um Nein zu sagen zur Umweltverschmutzung, zum Profit auf unserem Land und zu lasten des Leben seiner Bewohner, um eine bessere Zukunft aufzubauen, die mit dem Narrativ eines resignierten und hoffnungslosen Siziliens bricht.
Gegen die Umweltzerstörung und die Zementierung, gegen ein Entwicklungsmodell, das uns zwingt, Sizilien zu verlassen, weil wichtige Infrastrukturen, Landgewinnung und Instandhaltung fehlen, sind die Menschen von No Ponte erneut bereit, zu kämpfen, um diese enorme Verwüstung zu verhindern.
Text im italienischen Original
Sizilien braucht große Bauvorhaben: Ja zur Messina-Brücke – Ja zum Hafen von Enna
Die Nützlichkeit und Notwendigkeit der Brücke über die Meerenge ist offensichtlich: Es genügt, das enorme Entwicklungs- und Wohlstandsgefälle zwischen Kalabrien, das das Glück hat, mit dem Festland verbunden zu sein, und Sizilien, das das Pech hat, eine Insel zu sein, anzuschauen.
Aber es ist ein weiteres großes Werk notwendig, das so nützlich ist wie die Brücke von Messina, die endlich die Kluft zwischen Enna und dem gesamten sizilianischen Hinterland überbrücken soll, das vom Meereszugang abgeschnitten ist.
Und wenn es für den Bau dieser großen notwendigen Bauwerke notwendig ist, Gebiete zu opfern, ganze Landstriche zu entkernen und mythische Landschaften für immer zu zerstören, so ist dies ein Preis, den man zahlen muss, weil der Nutzen größer ist als die Nebenwirkungen. Diese
wissen zum Beispiel die Einwohner von Priolo-Augusta-Melilli, Gela und Milazzo sehr gut. Sie haben die Verwüstung ihrer Gebiete erlebt, erfreuen sich aber im Gegenzug bester Gesundheit und leben in Vollbeschäftigung.
Haben wir uns einen Scherz erlaubt? Ganz und gar nicht. Die Fabel von der Ponte sullo Stretto ist so paradox, absurd, aber leider wahr. Es gibt keine Pläne für ein Werk, das derzeit technisch nicht machbar ist? Wen kümmert’s! Es gibt kein Geld (14 Milliarden) für eine Brücke, die nur aus Worten besteht? Wen kümmert’s!
Es geht darum, Rauch zu verkaufen, die üblichen 100.000 Arbeitsplätze zu versprechen, Ernennungen von Millionären zu verteilen und dabei die zahlreichen Prioritäten Siziliens (und Kalabriens) außer Acht zu lassen: Arbeit, Urbarmachung, wichtige Infrastrukturen (Verkehr, effiziente Wassernetze, Straßen für interne Verbindungen), Dienstleistungen (Gesundheit, Bildung, Kindergärten, Sozialhilfe) für die Bevölkerung, Aufhalten der Entvölkerung…
Die Herren der Brücke würden sie gerne mit ihrem militärischen Nutzen rechtfertigen; aber das Militär hat zuerst darauf hingewiesen, dass es sich um ein nicht zu verteidigendes Bauwerk handeln würde, wenn das Gebiet der Meerenge nicht in eine mächtige supertechnologische Militärbasis zur Verteidigung verwandeln werden würde, was die ohnehin schon unverhältnismäßig hohen Kosten auf über 20 Milliarden Euro erhöhen würde!
GENUG mit privaten und staatlichen Betrügern; GENUG mit dem Neokolonialismus, der den Mezzogiorno ausbeutet und in die Enge treibt, indem er Versprechen verkauft, um seine räuberischen Absichten zu verbergen; GENUG mit giftigen Narrativen und Täuschungen der Massen.
Lasst die sizilianische, kalabrische und Bevölkerung des italienischen Südens sofort mit Protest- und Aufstandsbewegungen gegen den parasitären Staat und seine Komplizen aus dem Süden beginnen, um die wahren Bedürfnisse durchzusetzen, beginnend mit der Entmilitarisierung unserer Insel, der Emanzipation von ihrer Rolle als Kriegsvorposten im Herzen des Mittelmeers, als Kolonie der Vereinigten Staaten und der NATO, als eine Barriere der Abschottung gegenüber den Bevölkerungen anderer Kontinente, die alle – wie wir – Opfer sind des schändlichen kapitalistischen Systems, das Elend erzeugt die Umwelt zerstört, blutige Konflikte produziert, um den Profit der reichen Klassen des Planeten zu sichern.
Sizilianische Anarchistische Föderation
Text im italienischen Original