WIE KANN MAN RUHIG BLEIBEN, WENN DIE POLIZEI UNS NOCH MITTEN IN DER TRAUER VERSPOTTET?

Herzensschrei einer Bewohnerin der quartiers populaires

Beleidigt oder besudelt, geschlagen oder gedemütigt werden, an einem Kopfschuss sterben oder erstickt werden? Das ist das Los unserer Jugendlichen in den Stadtvierteln. Wir, die Eltern, älteren Brüder und Schwestern, von denen heute verlangt wird, dass sie Ruhe ausstrahlen, haben schon vor 18 Jahren versucht, all dies anzuprangern, nachdem Zied und Bouna gestorben waren, weil sie von den Bullen gejagt wurden. Was wir in unseren Körpern spürten, waren all die Demütigungen, die Bauchschmerzen verursachten, die ständigen Kontrollen, die jedes Mal aus dem Ruder liefen … und all die geraubten Leben.

Unsere Wut äußerte sich auf die gleiche Weise: brennende Autos, Plünderungen… Es war ein Geben und Nehmen – nicht einmal eine Rache, die unserem Schmerz angemessen wäre. Angesichts des Unverständnisses einer Gesellschaft, die uns als Abgehängte, als Taugenichtse behandelte, war dies das Mittel, um sich Gehör zu verschaffen. Wir sind von klein auf daran gewöhnt, von der Polizei, der Justiz, der Omertà und der vorsätzlichen Blindheit der Politiker vergewaltigt zu werden; aber wie können wir ruhig bleiben, wenn einer oder eine von uns in völliger Gleichgültigkeit stirbt, wenn Beweise aus den Akten verschwinden und die Polizei uns noch inmitten der Trauer während unserer weißen Märsche verspottet?

All das wurde von wütenden Vereinigungen und Familien endlos angeprangert, aber nichts! Nein, nichts gegen die wahren Henker! Medaillen, die an Polizisten wie Bonbons verteilt werden, Versetzungen, Glückwünsche… kurzum eine Lizenz zum Töten. Wenn man das im Fernsehen sieht, wie kann man da nicht wütend sein, wie kann man sich nicht angegriffen fühlen? Ganz Frankreich ist gegen die Rentenreform auf die Straße gegangen, aber es ist auf die Verachtung der Regierung gestoßen. Jetzt, wo es knallt, sieht man, dass nur der Skandal die Stadtviertel und das, was dort passiert, ins Gespräch bringt; aber im Hintergrund stehen RAID, GIGN und Panzerwagen bereit.

Warum plündern wir die Geschäfte? Das RSA (Grundeinkommen, d.Ü.) soll uns ruhig halten, indem es uns droht, es uns beim kleinsten Widerstand wegzunehmen – aber es wird von der Inflation aufgefressen! Also greifen wir zu! Diese Kinder sehen, wie ihre Mütter oder Väter wie Hunde arbeiten, um den Dreck der Bourgeoisie wegzuputzen, die ihnen ins Gesicht spuckt! Sie stellen dich für 1300 Euro im Monat für einen Job ein, den sie um nichts in der Welt machen wollen würden, und wir sollen dankbar sein…

Heute sind es unsere Kinder, die das erleben und auf der Straße kämpfen – wie kommt es dazu? Warum ist es Jahre später immer noch das gleiche Muster? Das sind die wahren Fragen, die beantwortet werden müssen! Und zwar nicht durch Unterdrückung, wie jedes Mal! Sollen sie aufhören, die andere Wange hinhalten? Dann werden die Eltern beschuldigt, es sei ihre Schuld; es wird gedroht, und wieder geschieht es durch Erpressung und Angst; aber vergessen Sie nicht, dass wir 2005 schon da waren.

Das bringt verschütteten Schmerz zurück.

(Ende Juni 2023 nach dem Tod von Nahel geschrieben, der von einem Polizisten erschossen wurde).

Aus dem Französischen übersetzt von Bonustracks.