Die Werkstatt des Schnitzers

Cesare Battisti

Hätte er gewusst, dass er nie mehr zurückkehren würde, hätte er die Worte eins nach dem anderen gewählt, bevor er ging. Er hätte sie im Wörterbuch der Liebe nachgeschlagen und sie in goldenen Buchstaben drucken lassen. Er hätte einen Moment länger auf der Schwelle gewartet, um seinem Sohn zu sagen: Ich liebe dich, wie er es nie gesagt hat. Anstatt so auf die Straße zu gehen, ohne zu wissen, wohin er ging. In seinem Herzen das Gewicht der Stille, hoch am Himmel eine gleichgültige Sonne.

Es gab einen Moment, in dem er dachte, er hätte das Wesentliche vergessen. Er zögerte vor der Werkstatt des Schnitzers. Er schien zurückgehen zu wollen, er durchsuchte seine Taschen, nichts, was er zu Hause hätte lassen können. Dann setzte er seinen Weg fort, entschlossen, nicht mehr über Worte nachzudenken.

Sag mir nicht, was ich tun soll, ich will es nicht wissen. So hatte der Kleine auf eine Ermahnung geantwortet, sein Vater wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Normalerweise kommen die besten Antworten immer erst später. Aber nicht, wenn die Schritte auf dem Bürgersteig aufgehört haben, Geräusche zu machen. Oder mit einer neugeborenen Sonne, die schon bereit war zu sterben. Wenn er sich jedes Mal gefragt hätte, was er da tat, hätte er keinen guten Grund gefunden. Er wusste nur, dass er es tun musste. So verhalten sich auch Kinder, aber in ihren Augen brennt das Leben, funkelt die Entschlossenheit.

Hätte er gewusst, dass dies kein gewöhnlicher Tag war, sondern der erste in einer Welt, in der die Seelen nicht mehr an den Teufel, sondern an die Herrschaft verkauft werden. Hätte sein Sohn es ihm klar und deutlich gesagt, in Worten, die selbst ein Kind verstehen würde, hätte er sein Herz zu Hause gelassen und nur seinen dumpfen Verstand ins Gefängnis gebracht. Und jetzt würde er nicht auf eine Wand starren, als wäre es das Fenster des Schnitzers, das das Kind unermüdlich bewunderte.

Er würde nicht über die braunen Flecken streichen und keine Seufzer gegen Worte austauschen. Die er an diesem Morgen im üppigen Garten seines Sohnes nicht einfangen konnte. Als die Zeit nicht mit Täuschung tötete, als er murrende Wände fragte, warum nur Helden in den Himmel kommen. Und sich sagen lassen, dass man das gute Gewand tragen muss, um in die Herzen der Menschen vorzudringen.

Davon überzeugt sein, dass der Schrei der Stille kein Schmerz ist, sondern ein Schrei der Liebe und der Hoffnung. Die Welt der Seufzer mit dem Lächeln von Kindern zu schmücken, die im Gefängnis aufgewachsen sind. Oder den Klang der sich ständig verändernden Schritte mit Stimmen zu verwechseln, die das Meer überqueren können. Nicht mehr auf die Büßer und ihre Litaneien der Vergangenheit hören. Den Beweis verweigern, dass das Verbotene immer das Beste ist, was uns gegeben wird. Das, was jeden Erwachsenen zu einem Verdammten macht.

Sein Sohn ignoriert all dies und wartet zu Hause darauf, dass sich der Himmel wieder mit der Erde vereint. Er bittet um Licht für die eingeschlossenen Gemüter und um etwas Liebe für die sonnenlosen Schatten. Er betet zu Gott, die Kriege zu erhellen. Und wenn der Abend für den Tag das beste Ende ist, sammelt sich der Gefangene und fliegt. Er geht zu seinem Sohn, der vor der Werkstatt des Schnitzers auf ihn wartet.

Cesare Battisti sitzt seit Jahren im Knast für Taten, die über 40 Jahren her sind, der Staat rächt sich immer noch für den antagonistischen Aufbruch der 70er in Italien, von dem Cesare ein Teil war. Von ihm sind mehrere im Exil und im Knast entstandene Bücher erschienen, von denen leider kein einziges auf Deutsch vorliegt. Carmilla Online veröffentlicht regelmäßig aktuelle Kurzgeschichten von ihm, die teilweise auf Sunzi Bingfa sowie auf Bonustracks auf Deutsch erschienen sind.