Der Don-Bosco-Park, der sich wehrt, das alles erstickende Bologna, das wir nicht wollen. Demo am Samstag, 9. März 2024

Wu Ming

Am Samstag, den 9. März, um 14.30 Uhr, werden auch wir auf der Piazza XX Settembre in Bologna sein, dem Treffpunkt für die Demonstration, zu der die “Don-Bosco-Bande” aufgerufen hat. 

Seit Wochen ist der Don-Bosco-Park eine festliche Volksgarnison, mit einigen Baumhäusern. Eine kleine ZAD, Zone à defendre. Zu verteidigen, weil sie von einem weiteren Projekt bedroht ist, das Bäume fällen und freie Flächen verbrauchen wird, wir haben hier darüber gesprochen.

Wir werden dort sein, um zu bekräftigen, dass wir gegen den Betonwahnsinn sind. Gegen die städtische Verwüstung. Gegen das dystopische Bologna von Lepore, Clancy, Laudani, Borsari und der Urban Innovation Foundation.

Kaum ein Tag vergeht in Bologna, an dem nicht eine neue Baugrube angekündigt wird. Allein in der letzten Woche zwölftausend Quadratmeter für ein national-patriotisches “Museum der italienischen Kultur” (!) in der Via Carracci und ein neues Gebäude mit siebzig Wohnungen in der Via Michelino (mit der Falschmeldung, dass die “Grünen” zugestimmt hätten). Weitere Entscheidungen, die in Kürze folgen werden, betreffen das ehemalige FICO-Gebiet und das Fiera-Gebiet.

Schauen wir uns um: Rechts wird ein weiteres luxuriöses “Studentenwohnheim” gebaut, links wird ein weiterer Park für die Passante-Baustellen eingezäunt, an jeder Ecke werden orangefarbene Netze angebracht, und überall werden Bäume gefällt oder sollen gefällt werden.

Dies ist keine übertriebene Beschreibung, folgen Sie einfach den städtischen Aufzeichnungen und dem Ankündigungsfieber der Verwaltung.

Die herrschende Klasse der Emilia-Romagna, und insbesondere die von Bologna, ist süchtig nach Beton und Asphalt, den härtesten Drogen, die es gibt. Sie können nicht aufhören, konsumieren immer wieder und nehmen eine Überdosis, und sie wissen, dass sie so weitermachen werden, bis sie am Boden des Abgrunds aufschlagen – und uns alle aufschlagen lassen. 

Sie empfindet eine gewisse Verlegenheit, vielleicht sogar Scham.  Wäre es nicht so, würde sie ihre Junkie-Kultur mit Stolz und Glamour zur Schau stellen, wie Lou Reed, als er Heroin schrieb. Aber nein, sie greift ständig zu Ausflüchten, Masken, kosmetischen Operationen. Sie braucht dringend Greenwashing, Movement-Washing, Bürgerbeteiligung, die Ablenkungsmanöver, Gimmicks und Halbheiten, die sie jeden Tag anwendet.

Leider wird das im Rest des Landes nicht begriffen. Während der erklärte rechte Flügel an der Regierung ist, scheint der nicht erklärte rechte Flügel die Opposition zu sein. Bologna erscheint als eine “widerständige” (!) Stadt, und das parteipolitische Spiel zwischen Lepore (1) und Salvini über die “30 pro Stunde” (2) hat dazu beigetragen, diesen Anschein zu wahren. Im Rest von Italien sah man eine Szene aus Isso, Essa e ’o Malamente (3) (in der üblichen Poebenen Soße, natürlich). In Bologna wurde Lepore kurz darauf dabei gesehen, wie er zusammen mit Ministern und Staatssekretären der erklärten Rechten ein neues, schockierendes Projekt vorstellte – das bereits erwähnte nationalistische Museum.

Die Befürworter von “30 pro Stunde” sind dieselben, die das Land verwüsten, um eine Fülle neuer Autobahnen, Auffahrten, Kreuzungen und Verbreiterungen zu bauen und den Autoverkehr in einer Region zu fördern, die bereits die schlimmste Autoabgas-Zone in Westeuropa ist.

Die bequemen Verfechter von “30 pro Stunde” sind die ewigen Verwalter einer Großstadt, in der nur 12 % der Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden.

Die bequemen Verfechter der “30 pro Stunde” sind auch die Befürworter der Verdoppelung der Umgehungsstraße und des innerstädtischen Abschnitts der A14, ein verheerendes Vorhaben, das nach Schätzungen von Autostrade per l’Italia jeden Tag fünfundzwanzigtausend Fahrzeuge mehr in die Stadt bringen würde.  

Anstatt sich um eine Trendwende zu bemühen, wird in dieselbe Richtung beschleunigt. “Vollgas!”, heißt es in der unglaublichen, von der Region Emilia-Romagna bezahlten Pro-Auto-Werbung, die schon vor sechzig Jahren geschrieben worden zu sein scheint.

Die Partei, die das alles will, die Partei des Asphalts, des Betons, der Verbindungsachsen und der Autos, ist die transversalste Partei, die es gibt. Auf dieser Ebene gibt es keine Meinungsunterschiede zwischen Bonaccini, Lepore und Salvini.

Es ist an der Zeit, mit einigen Überbleibseln von Mythen aufzuräumen, die seit Jahrzehnten nichts mehr mit dem zu tun haben, was in Bologna und der Emilia-Romagna wirklich passiert.

Hier das Video ‘La gang del bosco’, ein weiteres Geschenk der kollektiven Intelligenz der Kämpfe.

Erschienen am 7. März 2024 auf dem Blog des Wu Ming Kollektivs, in Deutsche übersetzt von Bonustracks. 

Anmerkungen der Übersetzung

  1. Bürgermeister von Bologna, PD
  2. Geschwindigkeitsbegrenzung in der Innenstadt von Bologna 
  3. Volkstümliche Operette, ursprünglich in den 70er in Süditalien sehr populär